Glücksspiel statt Hochzeitsplanung: Spielsüchtiger Mann betrügt 65 Hochzeitpaare
Die Anzahlungen dutzender Hochzeitspaare flossen ins Glücksspiel (Quelle: unsplash.com/Danie Franco)Ein 34-jähriger Mann steht derzeit in Bochum vor Gericht, weil er Brautpaare um insgesamt knapp 230.000 EUR geprellt hat. Das Geld, so der geständige Angeklagte, sei in die Finanzierung seiner schweren Glücksspielsucht geflossen.
Als Serviceleiter einer Eventlocation hatte der Mann ohne Wissen der Betreiber Räumlichkeiten für Hochzeitfeierlichkeiten angeboten und hierfür teils hohe Anzahlungen eingestrichen. Dass die Planungen ins Leere liefen, brachte schließlich ein Zufall ans Licht.
Albtraum statt Traumhochzeit
Im vergangenen Sommer entpuppten sich die Planungen dutzender Hochzeitspaare für ihren großen Tag als zerplatzter Traum. Nach und nach meldeten sich immer mehr Betroffene bei der Polizei Recklinghausen, um Betrugsanzeige zu erstatten.
Sie alle hatten sich für ihre Hochzeitfeierlichkeiten für einen Hof in Waltrop im nördlichen Ruhrgebiet entschieden.
Statt einer romatischen Hochzeitsfeier auf dem Land wartete viel Ärger auf die Paare (Quelle: unsplash.com/Pablo Lancaster)
Doch statt den schönsten Tag ihres Lebens in idyllischer Kulisse zu feiern, mussten sie sich nach einer neuen Eventlocation umsehen. Trotz unterschriebener Verträge und teils hoher Vorauszahlungen hatte es keine offiziellen Buchungen für die Feierlichkeiten gegeben.
Vielmehr hatte der für die Planung zuständige Angestellte das Geld zuerst in die eigene Tasche und dann in seine Abhängigkeit von Sportwetten gesteckt.
Spielsüchtiger Angeklagter weint vor Gericht
Nun muss sich Waldemar D. wegen des Betrugs an 65 Paaren vor dem Landgericht Bochum verantworten.
Insgesamt soll ihnen der zweifache Familienvater 227.177 EUR abgenommen haben. Am ersten Verhandlungstag, so Medienberichte, habe sich der 34-Jährige geständig und reuig gezeigt. Unter Tränen habe er erklärt:
Die Abhängigkeit vom Glücksspiel begleite ihn bereits seit dem 16. Lebensjahr. Damals habe er begonnen, Sportwetten zu platzieren. Schnell seien die Verluste so hoch gewesen, dass er sich nicht mal mehr sein Monatsticket habe leisten können.
Später habe er zur Finanzierung der Sucht Kredite aufgenommen und Geld von Angehörigen und Freunden verzockt. Einen weiteren Tiefpunkt habe es bei der Geburt seines Sohnes gegeben, bei der er nicht anwesend gewesen sei, weil er stattdessen ein Wettbüro aufgesucht habe.
Hochzeits-Betrug hinterlässt zahllose Betroffene
Der Betrug mit der Hochzeitslocation seines Arbeitgebers dürfte in erster Linie funktioniert haben, da es aufgrund der Pandemie-Situation zu diversen Verschiebungen gekommen war.
Erst durch Zufall war zwei Paaren im Juli 2021 aufgefallen, dass ihre anstehenden Feierlichkeiten auf dem Hof für denselben Termin angesetzt waren. Über Social Media machten sie den Sachverhalt öffentlich. Daraufhin meldeten sich immer mehr Brautpaare, die dem Betrüger ebenfalls aufgesessen waren.
Die lokale Waltroper Zeitung hatte damals von der Bestürzung der Betroffenen berichtet. Diese hätten nicht nur mit Ärger wegen der fehlenden Eventlocation und dem eingeplanten und nun mutmaßlich verlorenen Geld zu kämpfen. Hinzukäme die Auseinandersetzung mit weiteren fest gebuchten Dienstleistern wie Fotografen und Traurednern.
Im vergangenen Juli verurteilte ein britisches Gericht eine Hochzeitsplanerin in einem ähnlichen Fall zu einer Gefängnisstrafe von fünf Jahren. Die ebenfalls eigenen Angaben zufolge schwer spielsüchtige Frau hatte ihre Opfer, darunter 24 Brautpaare, um umgerechnet rund 83.000 Euro betrogen. Statt sich um die Hochzeitsplanungen zu kümmern, verspielte die 44-Jährige die Gelder beim Glücksspiel. Immer wenn der Betrug aufzufliegen drohte, tauchte sie ab und war für die Paare nicht mehr erreichbar.
Auch die Betreiber des Hofes sind aktuell alles andere als gut auf ihren ehemaligen Angestellten zu sprechen. Zeitweise war das Ehepaar selbst in Verdacht geraten, in den Betrug verwickelt gewesen zu sein.
Medienvertretern gegenüber erklärte die Betreiberin nun, dass das Ansehen ihres Unternehmens durch die Taten des 34-Jährigen massiv gelitten habe. Sie sei zudem überzeugt, dass der Angeklagte „lüge wie gedruckt“.
Ob das Gericht diese Auffassung teilt, wird sich im Laufe der Verhandlung zeigen. Prozessbeobachtern zufolge habe der Vorsitzende Richter jedoch bereits anklingen lassen, dass dem Beschuldigten trotz seines Geständnisses eine mehrjährige Haftstrafe drohe.