Glücksspiel-Plattform Football Index: Britische Regierung lehnt Entschädigung von Opfern ab
Staatssekretär Nigel Huddleston erteilte den Forderungen nach staatlichen Geldern eine Absage (Quelle: members.parliament.uk, licensed under CC BY 3.0)Im Frühjahr 2021 kollabierte die US-Glücksspiel-Webseite Football Index. Auch Tausende britischer Kunden der Betreiberfirma BetIndex Ltd. verloren teils horrende Summen. Eine offizielle Untersuchung kam später zu dem Schluss, dass das Fußball-Trading-Angebot Merkmale eines Schneeballsystems getragen habe.
Gestern befasste sich das britische Parlament in einer Sonderdebatte mit den Auswirkungen des Zusammenbruchs der Wett-Plattform. Eine von Oppositionsvertretern geforderte Entschädigung der Opfer aus öffentlichen Mitteln lehnten die Verantwortlichen dabei ab.
Mitgefühl statt Geld
Die britische Regierung bleibt bei ihrer Haltung, die Geschädigten der Wett-Plattform Football Index nicht aus Staatsgeldern entschädigen zu wollen. Dies bekräftigte der konservative Staatssekretär Nigel Huddleston gestern in der Londoner Westminster Hall. Er erklärte:
Die insbesondere im Kontext Football Index in die Kritik geratene Glücksspielaufsicht Gambling Commission (UKGC) ist Huddlestons Ministerium für Digitales, Kultur, Medien und Sport unterstellt.
Football Index Collapse
Die Labour-Politikerin Liz Twist hatte zu der Sonderdebatte [Seite auf Englisch] zum „Football Index Collapse“ aufgerufen.
There have been clear regulatory failings in the collapse of the Football Index and @fi_action customers lost thousands and have had lives torn apart as a result. We need to do so much more to look at this, work with those affected and push for their justice. pic.twitter.com/cyXF6NFfcP
— Liz Twist MP (@LizTwistMP) June 7, 2022
Twist setzt sich als Fürsprecherin der Opfer der Plattform ein, erläuterte auch deren finanzielle und psychische Nöte vor den Abgeordneten eindrücklich anhand von Fallbeispielen. Sie sieht die Regierung in der Pflicht, gemeinsam mit Betroffenen Lösungen zu erarbeiten, darunter auch eine Entschädigungsregelung.
Mit der Idee, den Wert realer Fußallspieler an einer eigenen Börse zu handeln, hatte Football Index einen Nerv getroffen. Binnen kurz Zeit entwickelte sich die 2015 gegründete und von der UKGC lizenzierte Plattform zu einem Liebling der Sportwetten- und Trading-Fans.
Dabei spielte das Angebot unzulässigerweise mit der Wahrnehmung vieler Nutzer, dass es auf der Plattform nicht um Glücksspiel gehe. Vielmehr wurde der Eindruck verstärkt, dass es sich bei Football Index um ein Finanzprodukt handele, dass bei ausreichend Geschick hohe Dividenden abwerfen könne.
Im März vergangenen Jahres war es dann vorbei. Nachdem die britische Glücksspielaufsicht die Lizenz aufgrund von Unregelmäßigkeiten widerrufen hatte, stellte Betreiber BetIndex stellte seine Dienste kurzfristig ein.
Die Höhe der entstandenen Verluste wird auf bis zu 124 Mio. GBP (bis zu 141 Mio. EUR) beziffert.
Twist verwies darauf, dass die oft existenzbedrohenden Folgeschäden des Zusammenbruchs Fußball-Trading-Plattform maßgeblich auf schwere Versäumnisse der zuständigen staatlichen Stellen zurückzuführen seien. Sowohl die Glücksspielbehörde UKGC als auch die Finanzmarktaufsicht FCA seien trotz früher Warnsignale deutlich zu spät tätig geworden.
Glücksspiel-Aufsicht in der Kritik
Zu diesem Schluss war im September 2021 auch ein unabhängiger Untersuchungsbericht [Seite auf Englisch] gekommen.
Autor Malcolm Sheehan stellte unter anderem fest, dass die UKGC sowohl bei der Prüfung des neuartigen Produkts Football Index als auch in Fragen von Entscheidungsfindung, Handlungsstärke und Umgang mit Problemen deutlich hinter ihren Möglichkeiten geblieben sei.
Diverse Abgeordnete unterstützten Liz Twist bei der gestrigen Parlamentssitzung in ihren Forderungen. So erklärte unter anderem Ronnie Cowan von der Scottish National Party:
Während Staatssekretär Huddleston die Entschädigungsforderungen zurückwies, versicherte er, dass sowohl UKGC als auch FCA die Empfehlungen des Sheehan-Berichts zur Causa Football Index mehr als ernst genommen hätten. Beide Stellen täten ihr Möglichstes, um sicherzustellen, dass sich ein solcher Fall nicht wiederholen könne.