Belgien: Sport und Glücksspiel-Branche warnen vor drohendem Werbeverbot
Auch die belgische Fußball-Erstliga warnt vor den Konsequenzen eines Werbe- und Sponsoring-Verbots (Bild: Juliper ProLeague)Der belgische Justizminister Vincent Van Quickenborne unterstützt den Vorschlag eines allgemeinen Glücksspiel-Werbeverbots. Ein solches hatte der belgische Grünen-Abgeordnete Abgeordnete Stefaan Van Hecke bereits im Februar in einem Gesetzesentwurf vorgeschlagen, stieß damit jedoch weitgehend auf Ablehnung. Der zu jener Zeit ebenfalls kritische Van Quickenborne scheint seine Meinung nun um 180° gedreht zu haben.
Wie belgische Medien am Montag berichteten [Seite auf Französisch], berufe sich der Justizminister nun auf das Argument der Spielsucht-Bekämpfung. Rund 64 % der erwachsenen Bevölkerung beteilige sich am Glücksspiel. Diejenigen, die ihr Spielverhalten nicht mehr unter Kontrolle hätten, gäben oft fast die Hälfte ihres Monatseinkommens für das Glücksspiel aus.
Werbung für Glücksspiel-Angebote animiere noch mehr Menschen zum Spielen, so Van Quickenborne. Wer wirkliches Interesse am Glücksspiel habe, finde die Produkte auch ohne ständige Erinnerung durch Werbe-Botschaften. Sollte das Parlament den Gesetzesentwurf annehmen, könnte sämtliche Glücksspiel-Werbung inklusive Sponsoring im Sport noch in diesem Jahr verboten werden.
Warnung vor einem Wachstum des Schwarzmarktes
Doch die Idee eines totalen Werbeverbots erhält starken Gegenwind. So kritisierten sowohl Vertreter aus der Politik als auch aus Glücksspiel und Sport den Vorstoß. Laut dem Glücksspiel-Verband BAGO (Belgian Association of Gaming Operators) werde ein Werbeverbot unweigerlich dazu führen, dass die Menschen bei Anbietern des Schwarzmarktes spielten. In einem Statement schreibt die Vereinigung:
Aus diesem Grunde habe sich schließlich auch die Glücksspiel-Behörde mehrmals gegen eine solche Maßnahme ausgesprochen. Diese Warnungen zu ignorieren zeige, wie wenig sich die Politik mit der Industrie austausche. Auch lasse die Regierung die Tatsache außer Acht, dass der legale Glücksspiel-Markt in puncto Spielerschutz bestens aufgestellt sei.
Immer mehr Anbieter nutzten beispielsweise Technologien mit Künstlicher Intelligenz, um problematisches Spielverhalten frühzeitig zu entdecken.
Sponsoring-Verbot eine Gefahr für den Fußball
Auch innerhalb des Parlaments gibt es scharfe Kritik an dem Vorhaben des Justizministers. So erklärt unter anderem der belgische Senator und Vorsitzende der Partei Mouvement Réformateur (MR), „absolut gegen“ den Vorschlag Van Quickenbornes zu sein.
Das Werbeverbot werde nicht nur den Schwarzmarkt stärken, sondern auch anderen Branchen schaden, allen voran dem Fußball, mahnt der Politiker in einem Twitter-Post.
Le @MR_officiel est totalement opposé au projet d’interdiction de la publicité pour les jeux de hasard. Cette mesure est excessive et va entraîner de grandes difficultés financières pour le secteur sportif entre autres. Voulons-nous réellement la mort du foot dans ce Pays ? (1/2)
— Georges-L BOUCHEZ (@GLBouchez) May 9, 2022
Dem pflichtet auch Lorin Parys, der Vorsitzende der höchsten belgischen Fußballliga Juliper Pro League, bei. Wie Parys erklärt, würde ein Sponsoring-Verbot dazu führen, dass die Clubs rund 100 Mio. Euro Einnahmen im Jahr verlören. Das entspreche rund 12 % der Gesamteinnahmen der Vereine.
Die im Rahmen der Sponsoring-Verträge präsentierte Glücksspiel-Werbung unterliege ohnehin bereits zahlreichen Restriktionen. Der Fußball setze sich seit langem stark dafür ein, problematisches Spielverhalten zu bekämpfen. Von diesem seien aktuellen Erhebungen zufolge rund 0,9 % der Bevölkerung betroffen. Ein komplettes Werbe- und Sponsoring-Verbot sei keinesfalls die Lösung.