Großbritannien erwägt härteres Vorgehen gegen „fixed-odds betting terminals“
FOBTs sind schon seit Jahren ein Thema in der britischen Gücksspielgesetzgebung. (Bildquelle)
Die Regierung in London hat ein härteres Vorgehen gegen sogenannte „fixed-odds betting terminals“ (FOBTs) angekündigt. Buchmachern drohen hohe Strafen, sollten sie die neuen Regeln zu Verlustlimits, Maximaleinsätzen und Spielzeiten nicht einhalten. FOBTs stehen bereits seit längerem in der Kritik, da Spieler innerhalb kürzester Zeit hohe Wetteinsätze spielen, auf diese Weise extreme Verluste erleiden und aufgrund anhaltender Spielanreize schnell in die Spielsucht abrutschen können.
Die umstrittenen Maschinen sind somit für einen Großteil der jährlichen Gesamtspielerverluste, aber auch für fast die Hälfte der Einnahmen der Buchmacher verantwortlich. Aktuell können in einer Minute 300 Pfund auf Roulette und andere Casinospiele, Slots sowie virtuelle Pferde- und Hunderennen gesetzt werden.
Maximaleinsatz soll stark gesenkt werden
Roulette gehört zu den beliebtesten Spielen an den Terminals. (Bildquelle)
FOBTs führen jedes Jahr zu Spielerverlusten zwischen 1,3 und 1,5 Milliarden Pfund. Gleichzeitig generieren sie einen Großteil der Umsätze der Buchmacher, die die Maschinen betreiben.
Um dieser besorgniserregenden Entwicklung entgegenzuwirken, soll jetzt der Maximaleinsatz zum Schutz der Spieler von aktuell 100 Pfund auf 2 Pfund reduziert werden. Aktuell können Kunden alle 20 Sekunden bis zu 100 Pfund setzen.
Aufgrund dessen werden FOBTs von Kritikern auch als das „Kokain“ der Glücksspielbranche bezeichnet. Vor allem die „Campaign for Fairer Gambling“ kämpft seit geraumer Zeit gegen die Geräte und möchte mit ihren Statistiken und Untersuchungen die Politik dazu bewegen, mit einem Einsatzlimit von 2 Pfund dafür zu sorgen, dass die Straßen der Ortschaften wieder weniger von Buchmachern okkupiert werden.
Wirtschaftliche Folgen immens
Bis 2020 könnten durch neue Einsatzlimits viele FOBTs verschwunden sein. (Bildquelle)
Große nationale Anbieter wie Ladbrokes Coral, William Hill und Paddy Power Betfair hätten in der Folge mit bis zu 450 Millionen Pfund geschätzten Umsatzeinbußen zu kämpfen, sollte das Parlament dem Gesetzesentwurf zustimmen.
Der britische Finanzdienstleister Barclays listete Ladbrokes als das am stärksten betroffene Unternehmen. Der Bank zufolge sei die Einführung einer 2 Pfund Grenze jedoch unwahrscheinlich. Aber auch ein Einsatzlimit von Summen unterhalb von 50 Pfund dürfte in der gesamten Branche für radikale Sparmaßnahmen sorgen.
Laut dem britischen Betting und Gaming Council [Seite auf Englisch] sähen sich bis 2020 bis zu 3.300 Wettbüros zur Schließung gezwungen, sollten Grenzbeträge zwischen 10 und 20 Pfund fest- und durchgesetzt werden, wodurch tausende Arbeitsplätze verloren gingen.
Gemeinwohl vs Buchmacherinteressen
Neben der bereits erwähnten Campaign for Fairer Gambling stehen auch weitere Organisationen und viele Kommunen der zunehmenden Zahl von FOBTs kritisch gegenüber. Auf der anderen Seite ist den Buchmachern an der Verteidigung ihres Geschäfts gelegen, sodass der Staat den Schutz seiner Bürger genau abwägen muss. Seitens der Regierung heißt es schon seit langem, dass man das Problem sehr ernst nehme:
“Wir können die anhaltenden Sorgen vieler Interessengruppen und Kommunen bezüglich dieser Art von Glücksspielautomaten und ihres potenziellen Einflusses auf problematisches Spielverhalten nicht ignorieren.”
Die Association of British Bookmakers hingegen hält daran fest, dass die Geräte keine Gefahrenquelle seien:
„Glücksspielmaschinen sind ein beliebtes Produkt und werden von Millionen Menschen im ganzen Land gespielt. Seit 10 Jahren schon stehen sie in Wettbüros und haben seitdem zu keinem messbaren Anstieg der Spielsucht geführt.“
Vorgehen gegen FOBTs ein zweischneidiges Schwert
Wie bereits angedeutet steht das Parlament vor keiner leichten Aufgabe, wenn es um das Vorgehen gegen FOBTs geht. Sowohl die drohende Arbeitslosigkeit für Beschäftigte als auch die potenziell sinkenden Steuereinnahmen dürften eine Rolle bei der Beratung der geplanten neuen Regeln spielen.
Auf der anderen Seite dürfen auch Gefahren wie Glücksspielabhängigkeit, ein Abrutschen in die Kriminalität sowie das Anhäufen hoher Schulden nicht ignoriert werden. In der Vergangenheit hatte die Regierung sich bereits um eine Reduzierung des Gefahrenpotenzials von FOBTs bemüht und zu diesem Zweck beispielsweise eine bessere Kontrolle durch die Mitarbeiter der Wettbüros bei hohen Einsätzen und regelmäßig einsetzende Hinweise auf potenziell hohe Verlust auf den Bildschirmen der Geräte eingeführt.
Lage der Geräte ein weiteres Problem
Newham gehört zu den problematischsten Vierteln des Landes. (Bildquelle)
Erschwerend kommt hinzu, dass sich viele der Wettbüros in Problembezirken des Vereinigten Königreichs befinden. Auf diese Weise wird der Spielsucht durch Perspektivlosigkeit, Arbeitslosigkeit und mangelnde Bildung in den betroffenen Vierteln ein fruchtbarer Boden geboten.
Zwar wehren sich die Buchmacher gegen die Anschuldigungen, doch die Zahlen zeigen, dass sich FOBTs vermehrt in sozialen Brennpunkten befinden. So gibt es im Londoner Stadtteil Newham beispielsweise 18 Wettbüros auf einer einzigen Straße, insgesamt sind es rund 80 im gesamten Bezirk und jedes Jahr kommen im Schnitt fünf neue hinzu.
Die Gesamtzahl der einzelnen Geräte dürfte noch wesentlich höher liegen, bedenkt man, dass jedes Büro bis zu vier FOBTs aufstellen darf. Daher ist die Newhamer Stadtverwaltung auch an vorderster Front mit dabei, wenn es um die Durchsetzung von Einsatzlimits geht.