Freitag, 22. November 2024

Mehr Kontrolle auf Glücksspielmarkt: Dänemark zieht die Zügel an

Kleine Meerjungfrau Kopenhagen Dänemark erhofft sich durch die neuen Vorgaben mehr Kontrolle über seinen Glücksspielmarkt (Quelle:flickr.com/Denis Simonet, licensed under CC BY 2.0)

Das dänische Parlament hat sich auf neue Vorgaben zum Umgang mit dem Glücksspiel geeinigt. Diese sehen unter anderem weiterreichende Befugnisse für die Glücksspielaufsicht Spillemyndigheden vor. Ziel ist eine bessere Kontrolle des Glücksspielmarktes und ein verstärkter Kampf gegen Spielmanipulation.

Glücksspielbehörde bekommt mehr Autorität

Wie das dänische Steuerministerium in einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung bekanntgibt, hat sich die Regierung gemeinsam mit allen weiteren im Parlament vertretenen Parteien auf einen „neuen Rahmen für den Glücksspielmarkt“ verständigt. Im Fokus stehen Neuregelungen für Lotterien gemeinnütziger Vereine sowie der Ausbau der Kontrolle des gesamten Marktes.

Laut dänischem Steuerministerium seien sich die Parlamentsparteien einig, dass eine Reihe der bislang geltenden Vorgaben für Verlosungen beziehungsweise Lotterien im Umfeld gemeinnütziger Vereine „veraltet“ und „lästig“ gewesen seien.

Das neue Modell für gemeinnützige Lotterien hebt die Trennung zwischen öffentlichen Lotterien und Vereinslotterien auf. Künftig gilt für alle Lotterien ohne Erwerbszweck, dass die Anforderungen und Gebühren vom Jahresumsatz der einzelnen Lotterien abhängen

So sollen kleine Vereine keinen oder nur noch geringen Verwaltungsaufwand haben. Darüber hinaus sollen gemeinnützige Lotterien von der Gewinnsteuer befreit werden.

Konkret erklären die Verantwortlichen, die Spillemyndigheden mit weiteren Befugnissen auszustatten. Um das illegale Glücksspiel effektiver bekämpfen zu können, soll die Behörde künftig befähigt sein, Glücksspielgenehmigungen und Lizenzen zu erteilen.

Während die Spillemyndigheden bislang nicht berechtigt gewesen sei, Sanktionen, beispielsweise gegen illegale Anbieter zu verhängen, erhalte sie nun die Befugnis, Verwaltungsanordnungen zu erlassen. Bislang habe die Behörde selbst bei geringfügigen Verstößen stets die Polizei einschalten müssen.

Kampf gegen Spielmanipulation: Glücksspiel-Betreiber in der Pflicht

Weiterhin werde das Sekretariat der Plattform gegen Spielmanipulationen, das bislang bei der dänischen Anti-Doping-Behörde beheimatet gewesen sei, zur Glücksspielaufsicht wechseln. Der Vorgang sei Teil eines verstärkten Vorgehens gegen die Gefahr der Spielmanipulation.

In diesem Kontext sehen die Verantwortlichen auch die Industrie in der Pflicht. Im Statement [Seite auf Dänisch] erläutert Steuerminister Jeppe Brus:

Spielmanipulationen sind ein ernstes Problem, weil sie die Integrität des Sports zu zerstören drohen. Wir haben in ganz Europa zahlreiche Beispiele dafür gesehen - in einigen Fällen mit kriminellen Hintermännern. Die Glücksspielanbieter leisten bereits ihren Beitrag, aber wir stellen jetzt noch strengere Anforderungen an sie, damit sie sich noch aktiver an der Bekämpfung von Spielmanipulationen beteiligen.

Künftig seien Wettanbieter deshalb verpflichtet, jegliche Manipulations-Verdachtsfälle zu melden. Die Spillemyndigheden werde nun im „Dialog mit der Branche“ nach Möglichkeiten suchen, die neuen Verpflichtungen schnellstmöglich umzusetzen.

Aktuell arbeite man zudem an einem Modell, Spieldaten effektiv zu sammeln und analysieren, um der Manipulation entgegenzutreten. Erkenntnisse zu einem möglichen Aufbau eines entsprechenden Systems sollen bis Ende des laufenden Jahres vorliegen.

Glücksspiel-Politik weiter auf der Tagesordnung

Die nun getroffene Vereinbarung richtet ihren Blick zudem in die nahe Zukunft des dänischen Glücksspiels. So erklären die Verantwortlichen, die Zügel weiter anziehen zu wollen. Im Sommer 2022 werde daher mit der „Bekämpfung der Spielsucht und der Beendigung der aggressiven Marketingkultur“ begonnen.

Dies umfasse zum einen die Stärkung von Spielsucht-Präventionsangeboten und -Behandlung. Zum anderen werde man sich intensiv mit möglichen Neuregelungen zum Umgang mit glücksspielähnlichen Elementen beim Gaming, wie Skinwetten und Lootboxen, beschäftigen.

Weiterhin müsse ein strengerer Rahmen für Glücksspiel-Vermarktung installiert werden. Dies betreffe sowohl Inhalt als auch Menge der erlaubten Werbung.

Welche weiteren konkreten Schritte Dänemark einleiten wird, um eine bestmögliche Kontrolle über seinen Glücksspielmarkt zu bekommen, bleibt abzuwarten. Klar scheint jedoch, dass das Thema auch weiter einen festen Platz auf der politischen Tagesordnung haben wird.