Glücksspielsucht bei Senioren in Großbritannien – Sind auch ältere Deutsche gefährdet?
Senioren spielen seit Beginn der Pandemie mehr als zuvor (Bild: Pixabay)Britische Psychologen warnen vor einer steigenden Spielsuchtgefahr bei Senioren. Einer neuen Studie zufolge sind seit Beginn der Corona-Pandemie gut 620.000 über 65-Jährige zusätzlich beim Online-Glücksspiel aktiv. Dies gab das Royal College of Psychiatrists am Dienstag in einer Presseerklärung [Seite auf Englisch] bekannt.
Die Mediziner beziehen sich in ihrer Studie auf Daten der britischen Glücksspielbehörde. Aus diesen gehe hervor, dass 624.377 über 65-Jährige mindestens einmal im Monat online spielen. Damit habe sich ihr Anteil seit September 2019 von 8,7 % auf 13,5 % erhöht. In ihrem Bericht warnen sie vor der Gefahr, dass sich aus dem regelmäßigen Spiel eine Spielsucht entwickeln könne.
Anteil der älteren Spieler wächst überproportional
Nach Auskunft der Forscher seien die Zahlen der im Internet Spielenden in anderen Altersgruppen zwar ebenfalls gestiegen, doch in keiner Gruppe sei dies so stark der Fall wie bei den Senioren. Als Ursache nennen sie die Pandemie-bedingte Schließung von terrestrischen Glücksspielgeschäften. Dies habe viele Menschen in die Arme von Online-Casinos und-Wettbüros getrieben.
Allerdings sei der Anstieg nicht unbedingt gleichbedeutend mit einer zwingenden Zunahme der Spielsucht. So erklärte Professorin Henrietta Bowden:
Die Psychologen erachteten das Online-Glücksspiel dabei als besonders gefährlich. Dieses stehe Spielern rund um die Uhr und an jedem Ort zur Verfügung. Während des Lockdowns sei erschwerend hinzugekommen, dass viele Menschen mit Zukunftsängsten konfrontiert gewesen seien. Da sei der Weg zum Online-Glücksspiel von der heimischen Couch aus nicht weit, so die Mediziner.
Spielsucht im Alter auch in Deutschland bekannt
Auch in Deutschland ist die Spielsucht von Senioren ein Thema. So warnte der Caritas-Wohlfahrtsverband im Sommer vergangenen Jahres vor einer „beunruhigenden Entwicklung“. Die Gefahr werde nicht nur durch das allgegenwärtige Angebot in Form terrestrischer Spielhallen, Wettbüros und Casinos geschürt. Zusätzlich halte das Online-Glücksspiel auch bei den älteren Generationen zunehmend Einzug. Die kirchlichen Spielerschützer warnten deshalb schon damals vor einer „Aufweichung des Verbotes“, welches in diesem Sommer durch den Glücksspielstaatsvertrag erfolgt sei.
Schon im Jahr 2018 galten Schätzungen zufolge in Deutschland rund 100.000 Menschen zwischen 56 und 70 Jahren als spielsüchtig. Dabei seien es vorwiegend Männer, die eine Glücksspielsucht entwickelten.
Vor einer wachsenden Spielsuchtgefahr für ältere Menschen warnt auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Diese erkennt in ihrem jährlichen Bericht zu „Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland“ die zunehmende Tendenz von Spielern ab 55 Jahren, ein problematisches Glücksspielverhalten zu entwickeln. Inwieweit die Corona-Pandemie dieses Problem verstärkt haben könnte, wird eventuell der nächste Bericht der BZgA zeigen.