Glücksspiel-Werbung in Spanien: Ein Jahresrückblick
Spaniens Verbraucherschutzminister Alberto Garzón gilt als Treiber strikter Werbebeschränkungen für das Glücksspiel. (Bild: Flickr/La Moncloa)Die Glücksspiel-Werbung in Spanien unterliegt seit diesem Jahr scharfen Beschränkungen. Schon bei Verabschiedung des entsprechenden Gesetzes im vergangenen Jahr übte der private Glücksspiel-Sektor heftig Kritik. Diese hat sich in diesem Jahr verschärft. Darüber hinaus weisen aktuelle Analysen darauf hin, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen des Nahezu-Werbeverbotes nicht im sinnvollen Verhältnis zu dessen reellem Nutzen stehen könnten.
Kurzzeitige Zunahme der Glücksspiel-Werbung?
Das neue Dekret zur Glücksspiel-Werbung [Dokument auf Spanisch] wurde bereits im November 2020 verabschiedet. Seine Bestimmungen traten vollumfänglich jedoch erst in diesem Herbst in Kraft.
Seit November 2020 ist Werbung für das Online-Glücksspiel in Spanien nur noch zwischen 1:00 Uhr und 5:00 Uhr morgens erlaubt. Außerhalb dieser Zeitspanne darf Glücksspiel-Werbung weder in den Printmedien noch im TV, Radio oder Internet gezeigt werden. Zudem ist es Sportvereinen untersagt, Sponsoring-Verträge mit Glücksspiel-Anbietern abzuschließen. Bestehende Verträge waren allerdings noch bis zum 31. August 2021 gültig. Seit dem ersten September jedoch darf Glücksspiel-Werbung weder auf den Trikots der Sportler noch in Stadien erscheinen.
Die Übergangsphase bis zum Inkrafttreten sollte es Vertragspartnern von Glücksspielunternehmen ermöglichen, ihre Verträge aufzulösen beziehungsweise auslaufen zu lassen.
Verbraucherschutzminister Alberto Garzón, Initiator der neuen Verordnungen, warnte in dieser Zeit mehrfach davor, die Verträge nicht rechtzeitig zu lösen. Der Tageszeitung El País zufolge habe er zudem erklärt, im Sommer sei vor Eintritt der Beschränkungen ein regelrechter Werbe-Boom zu verzeichnen gewesen:
Allerdings zeigen Daten der für die Überwachung des Online-Glücksspiels zuständigen Behörde, der Dirección General de Ordenación del Juego, dass die Marketing-Ausgaben der Online-Glücksspielunternehmen in den ersten Quartalen dieses Jahres im Vergleich zu den beiden letzten Quartalen des Jahres 2020 abgenommen haben. Für die besagten Monate Juli, August und September liegen allerdings noch keine Analysen vor.
Die Marketing-Ausgaben der spanischen Online-Glücksspiel-Anbieter sind im Quartalsvergleich gesunken. (Bild: CasinoOnline.de)
Im Jahresvergleich jedoch ist seit dem Jahr 2015 tatsächlich eine nahezu beständige Zunahme der Werbeausgaben der Online-Glücksspielanbieter zu beobachten gewesen.
Im Jahresvergleich sind die Marketing-Ausgaben der spanischen Glücksspiel-Anbieter deutlich gestiegen. (Bild: CasinoOnline.de)
Wie sich die Werbebeschränkungen letztlich zahlenmäßig auf die Marketing-Ausgaben der Glücksspiel-Unternehmen auswirken werden, wird sich erst in den kommenden Marktanalysen zeigen.
Geringe Wahrnehmung der Glücksspielwerbung?
Sowohl Sportvereine als auch der Publikationssektor warnten in diesem Jahr vor den schwerwiegenden Folgen, die die Werbe-Beschränkungen für sie haben würden. Diese, so vielfach kritisiert, stünden nicht im Verhältnis zum eigentlichen Nutzen.
So scheint Glücksspielwerbung von der Bevölkerung nicht so stark wahrgenommen zu werden, wie von Verfechtern eines Werbeverbots behauptet wird. Darauf weisen Daten der Beobachtungsstelle für Werbung in Spanien (Observatorio de la Publicidad en España) hin.
Diesen zufolge habe das Glücksspiel hinsichtlich seines Bekanntheitsgrades im Jahr 2020 gegenüber 2019 abgenommen. Der Bekannheitsgrad wird dabei nach der Anzahl der Personen ermittelt, die sich daran erinnern, Glücksspielwerbung gesehen zu haben.
Laut Vertretern der Medienbranche seien die wirtschaftlichen Folgen der Werbebeschränkungen jedoch verheerend in einer Zeit, in der die Wirtschaft ohnehin durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie geschwächt sei.
Der Präsident der UTECA, der Union der kommerziellen Fernsehsender, Eduardo Olano, erklärte gegenüber der Zeitung ElDiario.es:
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Glücksspiel-Werbung privater Anbieter verboten ist, während staatliche Glücksspielanbieter, wie die Lotteriegesellschaft SELAE, weiter ihre Anzeigen schalten dürfen. Glücksspiel-Verbände haben immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass dies diskriminierend sei und den Grundsätzen eines freien Marktes widerspräche.
Daher bleibt abzuwarten, ob sich das entsprechende Dekret in seiner derartigen Form in den kommenden Jahren tatsächlich halten kann oder durch mögliche Klagen ausgehebelt werden wird.