Online-Casinos erstmals legal: Deutschland und die Niederlande im Vergleich
Glücksspiel in Deutschland und in den Niederlanden im Vergleich 2021 (Bild: Shutterstock/Uihere)Deutschland ist nicht das einzige Land, welches das Online-Glücksspiel im Jahr 2021 erstmals legalisiert hat. Auch bei unseren niederländischen Nachbarn standen in puncto Glücksspiel in diesem Jahr große Veränderungen an. Das niederländische Online-Glücksspiel-Gesetz (KOA, Seite auf Niederländisch) trat am 1. April 2021 in Kraft. Der deutsche Glücksspielstaatsvertrag 2021 ein wenig später am 1. Juli dieses Jahres.
Beide Gesetze legalisierten das Online-Glücksspiel erstmals in vollem Umfang. Während Online-Casinos in Deutschland theoretisch seit dem Stichtag des 1. Juli legal sind, war der Startzeitpunkt für die Niederlande auf den 1 Oktober festgesetzt. Dennoch sind die Niederland Deutschland aktuell weit voraus:
Nicht nur existierte die niederländische Glücksspielbehörde Kansspelautoriteit (KSA) bereits viele Jahre, bevor an eine Legalisierung des Online-Glücksspiels im Land zu denken war. Die Behörde hat inzwischen auch die ersten Online-Glücksspiel-Lizenzen an in- und ausländische Anbieter vergeben. Davon scheint Deutschland noch weit entfernt.
Die KSA listet aktuell 11 Glücksspiel-Konzerne, die bereits über eine Lizenz für das Durchführen von Online-Glücksspiel verfügen. Neben den staatlichen Anbietern Holland Casino und Toto Online B.V. haben auch Anbieter aus dem Ausland Lizenzen erhalten. Zu den ersten ausländischen Lizenzinhabern gehören insbesondere maltesische Firmen wie Joi Gaming, Play North Limited, NSUS Malta Limited (ggpoker), sowie die maltesischen Tochterunternehmen britischer Firmen wie Tombola International Malta und Hillside PCL (bet365).
Deutschlands Glücksspiel-Regulierung deutlich restriktiver
Nicht nur auf organisatorischer Ebene scheint in den Niederlanden alles etwas reibungsloser verlaufen zu sein. Auch das neue Glücksspielgesetz selbst hat im Vergleich zum Glücksspielstaatsvertrag nur wenig Kritik erfahren. Insbesondere die großen internationalen Glücksspiel-Konzerne begrüßten das niederländische Gesetz, welches ihnen die Türen zu einem neuen liberalen Markt eröffnet hat.
Das „KOA“-Gesetz der Niederlande ist insgesamt deutlich weniger restriktiv als der neue Glücksspielstaatsvertrag. Dies wird im direkten Vergleich einiger Regelungen sehr deutlich.
Deutschland |
Niederlande |
Monatliches anbieterübergreifendes Einzahlungslimit von 1.000 Euro |
Spieler müssen pro Anbieter ein individuelles Einzahlungslimit festlegen |
Automatische Spielpause von fünf Minuten nach je 1 Stunde Spielzeit |
Spieler können eigene Zeitlimits festlegen |
Bankhalterspiele sind grundsätzlich verboten. Die einzelnen Bundesländer können jedoch eigene Sonderregelungen treffen. |
Alle aktuellen und auch zukünftigen Formen des Online-Glücksspiels sind legal. |
Die Regierung der Niederlande hatte dabei immer wieder betont, dass es insbesondere in Bezug auf die Spielvielfalt keine Einschränkungen geben solle. Nur so könne der legale Glücksspiel-Markt des Landes ausreichend attraktiv sein und damit eine erfolgreiche Kanalisierungsrate erreicht werden.
Dass dies in Deutschland weniger gut gelingen könnte, befürchtet unter anderem auch der Deutsche Sportwettenverband DSWV. In einem Statement zu Beginn des Jahres erklärte der Verband:
Im Zusammenhang mit der Kanalisierung kritisierte der DSWV im späteren Jahresverlauf auch mehrmals die geplante Online-Glücksspiel-Steuer von 5,3 % auf die Spielereinsätze.
Deutschland ist damit die einzige Glücksspiel-Nation, in welcher Steuern auf die Spielereinsätze anstatt auf die Bruttoumsätze der Anbieter zu zahlen sind. Auch die Niederlande haben das „klassische“ Besteuerungsmodell basierend auf dem Bruttoumsatz der Glücksspielfirmen gewählt.
Niederlande – an richtiger Stelle streng?
Während der niederländische Online-Glücksspiel-Markt somit insgesamt um einiges liberaler scheint als der deutsche, so präsentieren sich die Niederlande an anderer Stelle durchaus sehr streng. Insbesondere in Bezug auf den Spielerschutz und das neue zentrale Spielersperrregister (CRUKS) gelten strikte Regeln.
Diese stellen derzeit insbesondere die landbasierten Anbieter im Land vor große Schwierigkeiten. Spielhallen und Wettbüros mussten nämlich technisch umrüsten und entsprechend Gelder investieren, um sich mit dem CRUKS vernetzten zu können. Eine erste stichprobenartige Überprüfung der KSA Anfang dieses Monats zeigte, dass viele Anbieter noch nicht alle neue Anforderungen umgesetzt hatten.
Doch auch in Deutschland scheint das neue Zentralregister für gesperrte Spieler noch nicht überall reibungslos zu funktionieren. Ebenfalls Anfang des Monats erklärte die Leiterin der Landesstelle für Suchtfragen Sachsen-Anhalt gegenüber der Süddeutschen Zeitung, dass in ihrem Bundesland auch gesperrte Spieler zum Teil Zugang zu Spielhallen erhalten würden.
Sowohl Deutschland als auch die Niederlande scheinen somit in Bezug auf die Spielersperren im landbasierten Glücksspiel-Sektor noch Nachholbedarf zu haben.