Montag, 25. November 2024

Casinos und Sportwetten: Ex-Pressesprecher des 1. FC Köln berichtet von seiner früheren Spielsucht

Stadion und Fans 1. FC Köln Jacob war von Anfang 2016 bis Mitte 2017 Pressesprecher beim 1. FC Köln (Bild: Flickr/UY Man, CC BY 2.0)

In Deutschland leiden schätzungsweise 0,3 % der Bevölkerung unter Spielsucht. Zu den rund 180.000 Betroffenen zählen auch immer wieder aktive Sportprofis und -funktionäre. Nun bekannte der ehemalige Pressesprecher des 1. FC Köln Alex Jacob in einem Gespräch mit dem Kölner Online-Magazin Geissblog, während seiner Zeit bei dem Verein unter massiven Problemen mit dem Glücksspiel gelitten zu haben.

Der Medienexperte war von Anfang 2016 bis Juni 2017 Pressesprecher des Bundesliga-Clubs. Gerade als dieser mit dem Einzug in die Europa League einen seiner größten Erfolge der jüngeren Geschichte feierte, trat Jacob jedoch von seinem Amt zurück. In einem Interview mit dem Geissblog nannte Jacob nun seine Spielsucht als Grund für diesen Schritt.

Dort schilderte er den 20. Mai, an dem der Überraschungserfolg feststand, als schwersten Tag seiner Zeit beim Club:

„Das war der Tag, an dem ich wusste, dass es vorbei ist (...) Ich war zu dem damaligen Zeitpunkt krank und mit meiner Krankheit eine Belastung für den Klub.“

Grund dafür sei seine Spielsucht, die sein Leben immer stärker bestimmt habe. Angefangen habe die Entwicklung zur Sucht laut Jacob jedoch bereits viel früher. Sie habe sich über 15 Jahre hinweg immer weiterentwickelt. Begonnen habe es als reines Freizeitvergnügen, doch über die Jahre seien Häufigkeit des Spiels und Höhe der Einsätze kontinuierlich gestiegen.

Die mehrjährige Entstehungsgeschichte einer Spielsucht ist dem Glücksspielsucht-Experten Dr. Wolfgang Kursawe von der Drogenhilfe Köln nicht unbekannt. Gegenüber dem Geissblog erklärte er:

„Die Entwicklung vom problematischen Spielverhalten zur Sucht geschieht nicht über Nacht. Wir reden von einem Zeitraum zwischen zwei und fünf Jahren.“

Jacob betonte in dem Podcast-Gespräch, er sei vom klassischen Casino-Spiel mehr und mehr zu Online-Casinos und später Online-Sportwetten gewechselt. Insbesondere bei Letzteren sei er dem klassischen Fehler vieler spielsüchtiger Experten aus der Sportszene zum Opfer gefallen.

Der Medienprofi habe angenommen, aufgrund seiner Expertise bessere Aussagen über den Ausgang der Wetten treffen zu können. Doch den Zufall auf diese Weise aus dem Weg räumen zu können, sei ein Trugschluss gewesen.

Unterstützung durch damaligen Trainer

Die Sucht habe ihn psychisch und physisch immer stärker in Beschlag genommen, denn es sei überaus anstrengend gewesen, die Parallelwelten aus normalem Leben und Spielsucht unter einen Hut zu bekommen. Auch seine Karriere habe gelitten, bis ihn schließlich der damalige Trainer Jörg Schmadtke in einem Gespräch auf seine ausufernde Wettleidenschaft angesprochen habe.

Schmadtke habe ihm Hilfe zugesagt. Gleichzeitig habe er betont, dass ihre gemeinsame Zeit bei dem Club beendet sei. Nachdem Jacob, der Probleme mit dem Glücksspiel zuvor immer abgestritten hatte, seine Sucht eingestanden habe, sei über den Trainer umgehend Kontakt zur psychologischen Betreuung bei der Deutschen Sporthochschule hergestellt worden.

In den Jahren nach der Diagnose sei es Jacob nach Durchlaufen vieler Therapiesitzungen gelungen, seine Spielsucht zu bekämpfen. Er sei mittlerweile gesund und habe seit über vier Jahren nicht mehr gespielt. Zudem treibe er wieder mehr Sport und fühle sich gesundheitlich besser.

An seine Zeit beim FCK denke Jacob trotz der Probleme noch immer gerne zurück. Er habe es geliebt, für den Verein in dieser erfolgreichen Zeit tätig gewesen zu sein. Dem Geissblog gegenüber erklärte er mit leichter Wehmut, dass er den tollen Job des Pressesprechers „wahnsinnig gerne mal als gesunder Mensch gemacht“ hätte.