Sonntag, 24. November 2024

Aufstieg und Fall der Junkets in der Glücksspiel-Metropole Macau – Teil 1

Macau Skyline Junket-Anbieter sorgten für einen hohen Anteil der Glücksspiel-Umsätze in Macau. (Bild: youtube.com)

Macau, die Sonderverwaltungszone an der Südküste des chinesischen Festlandes, ist neben Las Vegas eine der größten Glücksspiel-Metropolen der Welt. Eine besondere Rolle haben die sogenannten „Junkets“ gespielt. Doch was steckte hinter diesen Unternehmen und was hat dieses einst lukrative Geschäft schließlich zu Fall gebracht?

Was sind Junkets?

Glücksspiel ist in China verboten, mit Ausnahme von Macau. Junket-Unternehmen sind auf die Glücksspiel-Branche spezialisierte Reiseanbieter und konzentrieren sich auf besonders zahlungskräftige Kunden. Sie locken gutbetuchte Spieler nach Macau, indem sie ihnen Luxusangebote unterbreiten. Doch dies bezieht sich nicht allein auf die Reise und die Unterkunft.

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Junkets brachten betuchte Personen in die Casinos in Macau. (Bild: youtube.com)

Junkets bieten ihren Kunden zudem großzügige Kredite und unterstützen bei finanziellen Transaktionen vom chinesischen Festland nach Macau durch eigens dafür eingerichtete Banking-Methoden. Allerdings stehen Junkets auch in Verdacht, Kontakte zur organisierten Kriminalität zu unterhalten.

Glücksspiel in Macau – Ein Blick in die Vergangenheit

Das Glücksspiel in Macau existiert seit Jahrhunderten. Mitte des 19. Jahrhunderts legalisierte die portugiesische Regierung Casinos in ihrer autonomen Kolonie. Portugal versprach sich mit diesem Schritt zusätzliche Einnahmen. Seitdem gehört Macau zu den „Zentren des Glücksspiels“ und erhielt daher auch den Beinamen „Monte Carlo des Ostens“.

Ende des 19. Jahrhunderts führte die Regierung ein Lizenzsystem für die chinesischen Spielhallen, die sogenannten „Fartan-Häuser“, ein. Bereits damals zahlten rund 200 Spielstätten Abgaben an die portugiesische Regierung.

Zu einem großen Wendepunkt kam es im Jahre 1962, als die Regierung der Sociedade de Turismo und Diversões de Macau (STDM), einem von Geschäftsleuten aus Hongkong und Macau gegründeten Konsortium, die Monopolrechte für alle Formen des Glücksspiels verlieh.

Der spätere Casino-Magnat Stanley Ho war einer der acht Geschäftsleute, die dem Konsortium angehörten. Die STDM führte daraufhin das Glücksspiel im westlichen Stil ein. 40 Jahre lang war die STDM der einzige Lizenznehmer für Casinos in Macau.

Stanley Ho Büste

Stanley Ho führte Glücksspiel im westlichen Stil in Macau ein. (Bild: flickr.com, Travis)

Im Jahre 2002 wurde ein neuer Rechtsrahmen geschaffen, der es auch anderen Betreibern ermöglichte, eine Glücksspiellizenz zu erhalten. Bisher wurden sechs Konzessionen an folgende Unternehmen erteilt:

Sociedade de Jogos de Macau (SJM), Wynn Resorts, Galaxy Entertainment Group, Las Vegas Sands, MGM Mirage/Pansy Ho und Melco/PBL1. Diese betreiben insgesamt 33 Casinos.

Junkets und das Geschäft mit den VIPs

Macaus System von Vertragsgeschäften für VIP-Spieler wurde Mitte der 1980er Jahre während der Spielmonopolkonzession von STDM eingeführt. Obwohl Verträge zwischen Junket-Agenten [Seite auf Englisch] und Casino-Betreibern zu dieser Zeit eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Casinos mit VIP-Spielern spielten, gab es nur begrenzte staatliche Regulierungen zur Kontrolle der Junket-Aktivitäten.

VIP-Karte

Suncity war der größte Macauer Junket-Betreiber. (Bild: youtube.com)

Der Hauptgrund dafür war, dass es nur einen Glücksspielkonzessionär gab. Die Regulierung betraf hauptsächlich die Genehmigung und allgemeine Kontrolle der Junkets durch die Macauer Glücksspielbehörde, das Gaming Inspection and Coordination Bureau DICJ.

Die Verträge selbst hingegen waren private Vereinbarungen zwischen Junket und Betreiber, die im allgemeinen Rahmen des Handelsrechts von Macau abgeschlossen wurden.

Nach der Liberalisierung des Glücksspielsektors im Jahre 2002 bewertete die Regierung von Macau die Situation neu. Sie befand, dass die Glücksspieleinnahmen von Macau auf dem High-Stakes-Glücksspielsektor eng mit den Aktivitäten der Junkes verbunden waren und daher eine spezifische Regulierung gerechtfertigt war.

Neue Vorschriften regelten die Zulassungs- und Überprüfungsverfahren, Registrierung von Unterkonzessionären und die Zahlung von Provisionen. Bis Ende 2009 hatte das DICJ insgesamt 169 Junkets lizenziert.

Die goldenen Jahre der Junkets

Der größte Junket-Betreiber war Suncity. Das Unternehmen eröffnete im Jahre 2007 im Wynn Macau Casino seinen ersten High-Roller-Baccarat-Tisch. Damals hatte Suncity weniger als 30 Mitarbeiter, die mit analoger Ausstattung arbeiteten.

Bereits fünf Jahre später war Suncity mit 1.200 Mitarbeitern das größte Junket-Unternehmen, das sogar plante, sein eigenes Resort zu eröffnen. Die größten Junkets, zu denen neben Suncity auch Neptune, Golden Group, Jimei und Dore gehörten, sollen laut DSL-lawyers monatlich rund 75 Mrd. USD umgesetzt haben. Allein Suncity soll für Glücksspiel-Umsätze von etwa 17 Mrd. USD im Monat gesorgt haben.

Auch gelang es der Branche, seinen fragwürdigen Ruf zu bekämpfen, indem Junket-Unternehmen sich zunehmend sozial engagierten. So wurden beispielsweise Jugend-Events organisiert.

Emilie Tran, eine Professorin der University of Saint Joseph Macau, kommentierte im Jahre 2013:

Für einen Junket zu arbeiten, gilt heute als respektabel und wird als Job wie jeder andere angesehen.

Allerdings währte der Erfolg der Junkets nur wenige Jahre, denn China nahm den Kampf gegen das Glücksspiel auf.

Zu Teil 2: Der Fall der Junket-Unternehmen