Studie: Wettbetrug bei Fußball-Freundschaftsspielen keine Seltenheit
Freundschaftsspiele im europäischen Fußball sind einem hohen Match-Fixing-Risiko ausgesetzt. Dies belegt eine nun veröffentlichte, von der EU-Kommission geförderte Studie. Diese hatte unter anderem ergeben, dass über ein Viertel der befragten Spieler vermuteten, bereits mindestens einmal bei einem manipulierten Freundschaftsspiel auf dem Rasen gestanden zu haben.
Manipulierte Freundschaftsspiele auch in Deutschland
Wissenschaftler haben den Abschlussbericht [Seite auf Englisch] der Studie Match Fixing in Club Football Non-Competitive Matches vorgestellt. Diese beschäftigt sich mit manipulierten Freundschaftsspielen unter europäischer Beteiligung aus den Jahren 2016 bis 2020.
Gefördert wurde die unter Federführung der University of Nicosia Research Foundation erstellte Studie vom Programm Erasmus+ der europäischen Kommission. Ebenfalls beteiligt waren das in der Schweiz ansässige Internationale Zentrum für Sportstudien CIES, die International Betting Integrity Association (IBIA), die Sportlervereinigung EU Athletes sowie die Spielerverbände von Malta, Griechenland und Zypern.
Den Forschern zufolge lagen im betrachteten Zeitraum bei 257 europäischen Freundschaftsspiele klare Hinweise auf Manipulation vor. Trauriger Spitzenreiter ist hier Zypern mit 44 Fällen.
Deutschland belegt mit 11 erkannten Fällen im europäischen Vergleich einen ebenfalls unrühmlichen Platz im oberen Mittelfeld. Tatsächlich scheint es laut der Studie kaum eine Fußballnation in Europa zu geben, die keine Erfahrungen mit manipulierten Freundschaftsspielen macht.
Angebote aus den eigenen Reihen
Dies legt auch die Auswertung der Befragung von 700 Fußballern aus Griechenland, Zypern und Malta nahe. So gaben 13,5 % der Sportler an, zu wissen, bereits an einem manipulierten Freundschaftsspiel teilgenommen zu haben. 26,5 % hatten bei mindestens einer Partie Betrugs-Verdacht gehegt.
In Spielerkabinen soll es besonders oft zu Betrugs-Anbahnungsversuchen kommen (Symbolbild, Quelle:unsplash.com/ Jin Cheng)
Die Frage, ob sie selbst bereits Anwerbungsversuche erlebt hätten, bejahten 16,5 % der Sportler. Knapp 40 % der versuchten Anbahnungen hätten in der Kabine stattgefunden.
In über der Hälfte aller Fälle seien die Angebote von nahestehenden Personen wie Vereinsoffiziellen (19 %), anderen Spielern (14,8 %), Schiedsrichtern (9,4 %) und Agenten (8,3 %) ausgegangen.
Europa-Vorbild DFB?
Einen Nährboden für die der Studie zufolge seit Jahren steigenden Betrugszahlen bei Freundschaftsspielen bereiteten insbesondere Versäumnisse auf offizieller Ebene. So hätten FIFA und UEFA Partien ohne Wettbewerbscharakter beim Monitoring deutlich vernachlässigt. Im nationalen Umgang mit dem Manipulationsrisiko sehen die Forscher deutliche Unterschiede.
Positive Erwähnung findet hier der deutsche Fußball:
Die Leitungsgremien des Sports haben die Bedeutung der Regulierung von Freundschaftsspielen recht spät erkannt. Derzeit variiert das Niveau der Regulierung von Land zu Land innerhalb Europas drastisch. Das reicht von der völligen Abwesenheit einer Regulierung in bestimmten Ländern/Regionen bis hin zum Deutschen Fußball-Bund (DFB), der zwei spezialisierte Unternehmen zur Überwachung von Freundschaftsspielen zwischen Bundesligavereinen einsetzt […]
Auch die legalen Sportwetten-Betreiber, die im Durchschnitt jährlich jeweils zwischen 3.000 und 4.000 Wetten auf Freundschaftsspiele anböten, behandelten das diesbezügliche Risiko von Wettbetrug eher stiefmütterlich. Im Gegensatz zu Liga- und Turnierspielen, würden hier deutlich weniger Daten erhoben bzw. ausgewertet. Hinzu kämen Risiken durch fragwürdige Buchmacher, die Wetten auf europäische Freundschaftsspiele insbesondere im asiatischen Raum populär machten.
Verbände und Buchmacher in der Pflicht
Für den zukünftigen Umgang mit der Manipulation von Freundschaftsspielen empfehlen die Forscher unter anderem die Festlegung von Datenstandards, die den Verkauf von Live-Spieldaten an „schlecht und nicht regulierte Wettanbieter“ verhindern. Den Sportlern selbst müsse derweil deutlich gemacht werden, dass die Manipulation von Freundschaftsspielen ebenso Betrug sei wie die in Wettkämpfen.
Nicht zuletzt solle die UEFA mehr Druck auf ihre 55 Mitglieder ausüben, Anti-Betrugsvorgaben auch bei Freundschaftsspielen umzusetzen. Der FIFA wird empfohlen, ein gesondertes Gremium zur stärkeren Regulierung von Freundschaftsspielen ins Leben zu rufen.