Spanische Universität launcht kostenlose Spielsucht-Therapie
Die spanische Universität Jaume I de Castellón bietet Spielsucht-Therapien via Internet an. (Bild: Flickr/Universitat Jaume I)Die spanische Universität Jaume I von Castellón bietet ab sofort eine kostenlose Spielsucht-Therapie an. Das Angebot ist Teil des Projektes „Sin jugar, ganas“ (dt. „Ohne Spielen gewinnst du“). Dieses konzentriert sich auf die Nutzung innovativer Technologien und des Internets zur Bekämpfung von pathologischem Spielverhalten.
Internetbasierte Spielsucht-Behandlungen: Ein Modell für die Zukunft?
Die Therapie könne nach Angaben der in der Mittelmeehrstadt Castellón de la Plana gelegenen Universität jeder in Anspruch nehmen, der Probleme mit Sportwetten oder Glücksspielen habe. Sie werde online über eine Plattform durchgeführt, die von klinischem Fachpersonal betreut werde. Dabei basiere die Plattform auf psychologischen Therapiemaßnahmen, die sich bei der Behandlung der Spielsucht bereits bewährt hätten.
Ähnliche Programme wie das nun von der Universität Jaume I ins Leben gerufene sind auch in Deutschland verfügbar. So haben Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf bereits im vergangenen Jahr das Portal „Neustart“ gelauncht. Dabei handelt es sich um ein Online-Trainingsprogramm zur Bewältigung von problematischem Spielverhalten.
Dr. Laura Bücker, die an der Entwicklung des Programms beteiligt war, erklärte gegenüber der Körber-Stiftung, dass die durchschnittliche Wartezeit auf einen herkömmlichen Psychotherapieplatz 20 Wochen betrage. Internetbasierte Interventionen dageegen ermöglichten, Menschen zu helfen, die ansonsten lange auf einen Therapieplatz warten müssten.
Die Teilnehmer sollen während der Therapie verschiedene Module absolvieren und ihr problematisches Spielverhalten Schritt für Schritt bewältigen. Ziel sei es, erfolgreiche Strategien zu erwerben, Erlerntes in Übungen zu vertiefen und im Alltag anzuwenden.
Die Behandlung habe insgesamt eine Dauer von zwölf Wochen. Zudem beinhalte sie weitere Beobachtungen und Nachuntersuchungen, die bis zu ein Jahr lang durchgeführt werden könnten. Mit ihrem Gratis-Angebot wolle die Universität die Wirksamkeit des Behandlungsprogramms testen.
Weltweit neue Wege in der Spielsucht-Behandlung beschreiten
Die Therapie sei Teil des Forschungsprojektes „Innovaciones tecnológicas para el abordaje del Juego Patológico” (dt.: „Technische Innovationen für die Inangriffnahme des pathologischen Spielverhaltens“). Ziel des Forschungsprogramms sei es, neue Spielsuchtprogramme zu entwickeln und die Forschung zur Nutzung des Internets bei psychischen Problemen weltweit voranzutreiben.
Die Initiatoren des Projektes erklärten, die herkömmliche Spielsuchtbehandlung zeige normalerweise großen Erfolg, werde jedoch nur von wenigen Betroffenen genutzt:
Nur ein kleiner Prozentsatz der betroffenen Patienten sucht eine psychologische Behandlung auf. Grund hierfür ist die Stigmatisierung oder der fehlende Zugang zur Behandlung. Auf dem Gebiet der psychologischen Behandlungen und dem Einsatz von Technologie ist das Internet zu einem der vielversprechendsten Instrumente geworden und bietet eine neue Art der Behandlung an. […] In Anbetracht der […] Millionen von Menschen, die Hilfe benötigen, ist es unerlässlich, diese Forschungsrichtung voranzutreiben.
Sollten sich die Ergebnisse des Forschungsprojektes als vielversprechend herausstellen, könnte das Internet bei der Spielsucht-Behandlung künftig auch in Deutschland an Bedeutung gewinnen. Daraus könnten sich mehr Online-Therapieangebote entwickeln, wie sie angesichts der Corona-bedingten Lockdowns immer wieder von Spielsucht-Experten gefordert wurden.
Diese hatten mehrfach darauf hingewiesen, dass Ausgangsbeschränkungen und weitere Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie dazu geführt hätten, dass Behandlungsangebote noch schlechter zugänglich seien als zuvor.