Glücksspiel Großbritannien: Weniger Spielsüchtige – mehr Hilfesuchende
Neuesten Daten der britischen Glücksspielbehörde UK Gambling Commission (UKGC) zufolge ging die Spielsucht im vergangenen Jahr massiv zurück. Demgegenüber stellt die Spielerschutz-Organisation GamCare in ihrem am Dienstag präsentierten Jahresbericht eine gegensätzliche Entwicklung fest. Sie vermeldet eine wachsende Zahl von Hilfesuchenden.
UKGC: Problemspiel geht zurück
In ihrer am Dienstag veröffentlichten Statistik berichtet die UKGC von einem erheblichen Rückgang der Spielsüchtigen. So sei deren Anteil an allen Spielern auf 0,3 % gesunken. Gegenüber der letzten Erhebung im September 2020 entspreche dies einer Halbierung.
Zugleich habe die Rate der Spieler mit einem risikobehafteten Spielverhalten stark abgenommen, so die Glücksspielbehörde. Während diese im September 2020 noch 1,2 % aller Spieler ausgemacht hätten, betrage ihr Anteil nun lediglich noch 0,7 %.
Der britische Glücksspielverband Betting and Gaming Council (BGC) begrüßte die Entwicklung. Sie zeige, dass die von der Branche eingeleiteten Maßnahmen Wirkung zeigten.
BGC-Direktor Michael Dugher betonte am Dienstag:
Seit unserer Gründung im Jahr 2019 haben wir unermüdlich daran gearbeitet, die Standards in der regulierten Wett- und Glücksspielbranche zu verbessern und sicheres Glücksspiel zu fördern.
Die Reduzierung bei den Problemspielern sei ein deutliches Signal dafür, dass die Aktivitäten der Anbieter mehr Wirkung zeigten als stetig strengere Vorschriften.
Zugleich rief der BGC-Chef die Verbandsmitglieder dazu auf, das Momentum zu nutzen und in den Anstrengungen für mehr Spielerschutz nicht nachzulassen. Jeder Spielsüchtige sei ein Spielsüchtiger zu viel.
GamCare meldet Anstieg der Notrufe
Die Ergebnisse der UKGC passen auf den ersten Blick nicht zum Bericht der Spielerschutz-Organisation GamCare [Seite auf Englisch]. Diese betont, dass die Anzahl der Anrufe von Betroffenen im vergangenen Jahr um 9 % auf 42.000 Kontaktaufnahmen angestiegen sei.
Das Resultat des Jahresberichtes sei der Organisation zufolge kein Einzelfall. So verzeichne sie bei der Zahl der Hilfesuchenden in den vergangenen drei Jahren jeweils ein Plus von 10 %. GamCare-Vorsitzende Anna Hemmings erklärte, dass die Zahl in diesem Jahr so hoch wie nie zuvor gewesen sei.
Darüber hinaus habe die Summe der Betreuungssitzungen mit Problemspielern ebenfalls zugenommen. Bei diesem Nothilfe-Service habe GamCare sogar einen Zuwachs von 14 % zu verzeichnen gehabt. Demnach habe das Beratungsteam Betroffenen in über 55.000 Fällen Hilfe angeboten.
Die divergierenden Daten zeigen die Komplexität des Themas Spielsucht. Deshalb dürfte der GamCare-Bericht Glücksspielanbietern und -kontrolleuren als deutlicher Hinweis darauf dienen, den Spielerschutz auch in Zeiten vorgeblich zurückgehender Problemspieler-Zahlen nicht aus den Augen zu verlieren.