83 Verdächtige in Spanien wegen Spielmanipulation verhaftet
Den spanischen Justizbehörden ist ein bedeutender Schlag gegen den Betrug bei Sportwetten gelungen. Im Rahmen mehrerer Razzien im gesamten Land wurden insgesamt 83 Personen festgenommen, denen Spielmanipulation und Korruption vorgeworfen werden.
Manipulierte Tennisspiele im Fokus
Der Fokus der Wettmafia lag auf dem Tennissport. Deshalb verhafteten die Ermittler bei ihrer Aktion allein 28 Profispieler. Ihnen werden nun Bestechlichkeit und Betrug vorgeworfen.
Nach Auskunft der ermittelnden Beamten zahlten die Verdächtigen den Tennisspielern teilweise hohe Summen, um die Matches zu manipulieren. Dann schlossen sie mittels Tausender gefälschter Identitäten Wetten auf die verschobenen Spiele ab.
Der Kern der Kriminellen rekrutiert sich aus einer Gruppe Armenier, die schon lange im Lande leben. Als Bindeglied zu ihren Komplizen und den Tennisspielern diente ihnen ein
Die Guardia Civil leitete die Ermittlungen (Bild: Wikipedia)
ehemaliger Profi, der auch für die Anbahnung von Kontakten zu ausgewählten Spielern zuständig war.
Nachdem diese bestochen wurden waren, wurden bei diversen nationalen und internationalen Buchmachern Wetten auf bevorstehende Spiele abgeschlossen. Dabei nutzten die Gangster Tarnnamen, um ihre wahre Identität zu verschleiern.
Um sicherzugehen, dass die fraglichen Matches im Sinne der Betrüger abliefen, wurden die Spiele von weiteren Komplizen besucht. Gleichzeitig gaben diese ihren Partnern aus den Stadien heraus weitere Informationen zur Platzierung von Live-Wetten.
Knapp 100 Spiele manipuliert?
Die Behörden ermittelten unter Leitung der Guardia Civil bereits seit Mitte 2017, nachdem die Aufsichtsorganisation Tennis Integrity Unit (TIU) verdächtige Wettaktivitäten gemeldet hatte. Dabei ging es um verschobene Matches bei den unterklassigen Future- und Challenger-Turnieren.
Anti-Korruptionsbehörde im Tennis
Um der Manipulation im Tennis entgegenzutreten, wurde 2008 die Aufsichtsbehörde Tennis Integrity Unit (TIU) gegründet. Die Organisation geht auf eine Initiative der Tennisverbände von ITF, ATP, WTA und den Ausrichtern der vier großen Grand Slam-Turniere zurück.
Die TIU hat den Auftrag, jeglichen Verdacht auf Korruption und Spielabsprachen im professionellen Tennis zu untersuchen und zu ahnden. Dafür ist sie befugt, Geldstrafen und Sperren gegen Spieler, Trainer, Manager oder Funktionäre zu verhängen.
Bisher wurden keine Namen der verdächtigen Tennisspieler bekanntgeben. Allerdings soll es sich bei mindestens einem von ihnen um einen Profi handeln, der bei dem Grand Slam-Turnier der US-Open immerhin im Starterfeld stand.
Aktuell gehen Europol und die spanische Justiz davon aus, dass auf diese Weise 97 Matches verschoben wurden, um illegale Wettgewinne im Millionenbereich zu erzielen. Diese Gelder wurden sodann aufwändig umgeleitet. Ein Polizeisprecher sagte dazu:
Die aktuell in Gewahrsam befindlichen Personen leiteten die Gewinne über mehrere Accounts, bevor sie schließlich auf Bankkonten landeten, die die Personen unter falschen Namen angelegt hatten. Sie werden der Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation verdächtigt, der Vergehen in den Bereichen Korruption, Betrug, Geldwäsche, Identitätsdiebstahl und der illegale Besitz von Feuerwaffen zur Last gelegt werden.
Im Zuge des Ermittlungserfolgs sprach die Guardia Civil davon, dass die Manipulation von Sportereignissen zur Erzielung eines betrügerischen Gewinns bei Sportwetten ein wachsendes Problem für die Strafverfolger darstelle. Daher die großangelegte Aktion, die jetzt in Spanien durchgeführt wurde.
Beweismaterial und Vermögen beschlagnahmt
Die Polizisten wurden dabei von hohen Beamten des spanischen Justizministeriums und der europäischen Europol-Behörde unterstützt. Ihre Razzien, bei denen elf Häuser in ganz Spanien durchsucht wurden, begannen bereits Beginn der Woche. Dabei wurden 167.000 Euro Bargeld, Kreditkarten und technische Geräte sowie fünf Fahrzeuge der Luxusklasse sichergestellt.
Zudem fielen den Beamten wichtige Dokumente über die betrügerischen Aktivitäten in die Hände. Dies und die Festnahmen führten dazu, dass 42 Bankkonten und die darauf lagernden Geldsummen eingefroren werden konnten.
Dass die Verbrecher im Zweifel auch vor Gewalt nicht zurückschrecken, zeigte die Beschlagnahme einer scharfen Schrotflinte, die die Polizei in einem der Gebäude entdeckte. Die beschlagnahmten Werte und Gegenstände zeige, dass die Gruppe mit hoher krimineller Energie agiert habe, so ein Sprecher von Europol.
Tennis anfällig für Manipulation
Auch Daniel Köllerer wurde gesperrt (Bild: Wikipedia)
Es ist nicht das erste Mal, dass gegen Tennissportler wegen der Verdachts auf die Manipulation ihrer Matches ermittelt wird. Im Vergleich zu einer Mannschaftssportart wie Fußball sind die Betrügereien leichter zu kaschieren. So können die Spieler auf dem Platz relativ einfach und unbemerkt absichtlich Fehler begehen, die das Spiel in die gewünschte Richtung lenken.
Erst im letzten Oktober wurden die ukrainischen Zwillingen Gleb und Wadim Alexejenko wegen Spielmanipulation und illegaler Sportwetten lebenslang gesperrt.
Ähnlich erging es 2011 dem österreichischen Tennisprofi Daniel Köllerer: Ihm konnte nachgewiesen werden, dass er 2009 und 2010 versucht hatte, bei drei Matches das Ergebnis zu manipulieren. Auch dieser Profi, der es immerhin bis auf Platz 55 der Weltrangliste geschafft hatte, wurde daraufhin von der TIU lebenslang gesperrt.