Geldwäsche im Online Casino: Wie funktioniert das?
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Die Bekämpfung von Geldwäsche im Online Casino ist der Grund für viele Maßnahmen wie Identitätsnachweis und Überprüfung von Zahlungen. Auf diese Weise kommt jeder Spieler mit dem Thema in Berührung, aber viele empfinden diese notwendigen Schritte als lästiges Hindernis auf dem Weg zu einer Auszahlung.
Nutzen Kriminelle aber wirklich Casino Seiten im Internet, um Schwarzgeld zu waschen? Wie funktioniert die Geldwäsche im Online Casino überhaupt, und wer geht wie dagegen vor? Wir schauen uns an, wie Geldwäsche in der Theorie funktioniert und welche Gegenmaßnahmen es gibt.
Geldwäsche im Casino Schritt für Schritt
Als Schwarzgeld bezeichnen wir Finanzmittel, die aus kriminellen Aktivitäten stammen oder anderweitig in Straftaten verwickelt sind. Es kann sich also um durch Verbrechen erwirtschaftetes Vermögen handeln oder um hinterzogene Gelder, die an der Steuer vorbeigeschleust werden sollen.
Das „Waschen“ von Schwarzgeld ist das Zurückführen dieser finanziellen Mittel in den normalen, legalen Geldkreislauf. Nach der Geldwäsche stammt das Geld aus vermeintlich legitimer Quelle.
Wie funktioniert die Geldwäsche in einzelnen Schritten?
Ein Krimineller könnte am Beispiel einer normalen Spielbank Schwarzgeld mit folgenden Schritten waschen:
- Ein Verbrecher hat auf illegale Weise eine hohe Summe erwirtschaftet. Dieses Schwarzgeld kann etwa aus Erpressung, Betrug, Hehlerei oder Steuerhinterziehung stammen und lässt sich daher nicht wie reguläres Einkommen auf ein Konto einzahlen oder sonst im Geldkreislauf bewegen.
- Der Kriminelle kauft in einer Spielbank eine größere Menge an Chips und bezahlt diese mit Bargeld. Er tätigt nun ein paar Einsätze an diversen Spieltischen und nimmt dabei auch Verluste in Kauf, sozusagen als Preis für die Geldwäsche. Anschließend tauscht er die Spielchips wieder in Bargeld um.
- Mit einer Quittung über die Auszahlung ist das Schwarzgeld nun reingewaschen. Die ausgezahlte Summe lässt sich als Gewinne im Casino deklarieren. Durch den Beleg ist nicht ersichtlich, welche Summe der Spieler bereits mitgebracht hat, also dass er eigentlich mehr ein- als ausgezahlt hat.
- Der Kriminelle kann das gewaschene Geld jetzt in den legalen Geldkreislauf einbringen und beispielsweise auf ein Konto einzahlen oder damit andere Vermögenswerte oder Dinge erwerben. Ermittlern oder der Finanzaufsicht gegenüber kann er anhand der Quittung belegen, das Geld „legal“ aus dem Casino zu haben.
- Diese Schritte lassen sich natürlich aufteilen und eine organisierte Bande kann zu mehreren an verschiedenen Orten größere Summen Schwarzgeld waschen.
Organisierte Verbrecher können bei der Geldwäsche im Online Casino eine große Summe in kleine Beträge aufteilen (Bild: Lukasz Radziejewski auf Unsplash).
Welche Maßnahmen gegen Geldwäsche im Casino gibt es?
So weit die Theorie. Praktisch gesehen gibt es einige Hürden, welche Kriminellen die Geldwäsche auf diese Art und Weise erschweren sollen.
Zunächst einmal muss sich jeder Besucher einer Spielbank im Zuge des Altersnachweises identifizieren. Die Betreiber wissen also, wer die Spielstätte aufsucht.
Dazu kommt, dass es Grenzen für die Zahlungen mit Bargeld gibt. Bei höheren Beträgen kann das Casino Fragen zur Herkunft des Geldes stellen oder einen Finanzbeamten einschalten. Viele Spielbanken haben außerdem Bargeld und Chips durch aufladbare Chipkarten ersetzt. Damit entsteht ein Spielverlauf, der ganz genau die Einsätze und Gewinne des Spielers für jeden Tisch oder jedes Gerät belegt.
Eine hohe Summe muss das Casino auch nicht sofort und in bar auszahlen. Bei der Auszahlung per Banküberweisung oder Scheck entsteht zusätzliche Dokumentation des Zahlungsverkehrs. Zusätzlich gibt es die Analyse des Spielverhaltens: Spieler, die regelmäßig Gewinne im Casino erwirtschaften, fallen auf.
Geldwäsche im Online Casino erklärt
Auf den ersten Blick sind Online Casinos im Vergleich zu regulären Spielstätten weniger für Geldwäsche geeignet, da über das Internet natürlich keine Bargeldzahlungen möglich sind. In der Theorie können sich aber auch hier Summen von Schwarzgeld reinwaschen lassen.
Die Funktionsweise ist dabei dieselbe: Der Kriminelle zahlt einen Betrag bei einem Glücksspielanbieter im Internet ein. Diese Summe bewegt er oder verändert er minimal durch das Spielen und nimmt ebenfalls Verluste in Kauf. Anschließend lässt er sich sein Guthaben auf ein Bankkonto auszahlen. Bei der Nachverfolgung stammt dieses Geld nun aus legitimer Quelle.
Statt Bargeld können andere mehr oder weniger anonyme Zahlungsmittel zum Einsatz kommen. Der Geldwäscher kann etwa Guthabenkarten mit Bargeld erwerben und diese im Online Casino verwenden. Möglich sind aber auch Zahlungen mit e-Wallets oder Kryptowährungen.
Um bei großen Summen nicht an Zahlungslimits zu stoßen und allgemein weniger aufzufallen, ist auch im Online Casino die organisierte Kriminalität notwendig, um eine Geldwäsche im großen Stil aufzuziehen.
Für eine Verbrecherbande kann diese Methode aber auch nur eine von vielen sein, oder es sind weitere Schritte vorgelagert, etwa vorgetäuschte Käufe in Online-Shops, viele kleine Transaktionen mit digitalen Zahlungsmitteln oder rückdatierte Aktienkäufe.
Maßnahmen zur Bekämpfung von Geldwäsche im Online Casino
Die Verschleierung der Herkunft von Geldern ist nicht nur ein Mittel zur Geldwäsche, sondern findet auch in der Wirtschaftskriminalität oder der Finanzierung von Terrorismus Anwendung.
Regierungen und Gesetzgeber kämpfen dagegen an und schreiben für Unternehmen, Banken und Zahlungsdienstleister die Mitarbeit an der Prävention vor, etwa durch EU-Richtlinien und Gesetze.
Know Your Customer: Identitätsnachweis
„Know Your Customer“, als KYC abgekürzt, bedeutet soviel wie „Kenne deinen Kunden“ und setzt Standards bei der Überprüfung von Neukunden und Geschäftspartnern.
Dazu sind nicht allein Online Casinos verpflichtet: Auch Banken, Kreditinstitute sowie Zahlungs- und Finanzdienstleister, Versicherungen, Makler, Händler, Berater, Anwälte oder Wirtschaftsprüfer müssen diese Maßnahmen durchführen.
Bei natürlichen Personen, also bei „Otto Normalverbraucher“, und bei Aktivitäten im kleinen Rahmen, ist dies nicht erforderlich. Deshalb müssen wir uns für den Einkauf im Supermarkt auch nicht registrieren oder an der Kasse ausweisen. Für Glücksspiel und Online Glücksspiel gilt aber ein erhöhtes Risiko.
Online Casinos erfassen, überprüfen und dokumentieren daher im Rahmen des KYC-Vorgangs Name und Identität, Wohnort und Zeitraum der Spieler. Dabei findet gleichzeitig eine Überprüfung der Volljährigkeit im Rahmen des Jugendschutzes statt.
Limits und geschlossener Geldkreislauf
Der neue deutsche Glücksspielstaatsvertrag, der das Online Glücksspiel in Deutschland liberalisiert, sieht monatliche Beschränkungen bei der Einzahlung von Echtgeld im Online Casino vor. Diese Auflage soll dem Spielerschutz und der Vorbeugung gegen Spielsucht gelten, erschwert aber auch die Geldwäsche großer Summen.
Zusätzlich ist es erforderlich, dass Ein- und Auszahlungen im Online Glücksspiel denselben Weg nehmen. Ein Spieler muss beispielsweise Gewinne auf demselben Konto empfangen, von dem aus er Guthaben eingezahlt hat. Nur bei Zahlungsmethoden, die für den Geldempfang ungeeignet sind, lässt sich diese Vorschrift umgehen.
Geldwäsche im Online Casino: Im Internet ist keine Bargeldzahlung möglich (Bild: Stephen Phillips – Hostreviews.co.uk auf Unsplash).
Geldwäschegesetz
Das Geldwäschegesetz, kurz GwG oder auch Gesetz über das Aufspüren von Gewinnen aus schweren Straftaten, setzt in Deutschland die EU-Richtlinien zur Geldwäsche als nationales Recht um. Es ist in sieben Abschnitte unterteilt und beschreibt die Verpflichteten, das notwendige Risikomanagement und die Sorgfaltspflichten bezogen auf Kunden bezogen.
Das Transparenzregister listet wirtschaftlich Berechtigte von Unternehmen auf. Das Geldwäschegesetz beinhaltet weiterhin Details zur Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen, ein Pflichtenregister bei Meldungen sowie Vorschriften zu Bußgeldern und Datenschutz.
Financial Action Task Force
Die Financial Action Task Force on Money Laundering (FATF) ist auch unter dem französischen Namen Groupe d’Action financière (GAFI) bekannt und ist eine internationale Institution für Standards zur Bekämpfung von Geldwäsche.
Diese Expertengruppe ist aus der G7 entstanden und ist der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) angegliedert, obgleich sie unabhängig und selbstständig arbeitet. Die FATF ist mit 200 Staaten und Jurisdiktionen weltweit führend und beschäftigt sich auch mit der Bekämpfung der Finanzierung von Terrorismus und Massenvernichtungswaffen.
Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen
Die deutsche Financial Intelligence Unit, kurz FIU, ist eine Einheit der Generalzolldirektion und dem Bundesministerium für Finanzen unterstellt. Sie ist für die Annahme, Sammlung und Auswertung von Meldungen rund um Geldwäsche in Deutschland zuständig.
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
Die deutsche Finanzmarktaufsichtsbehörde ist dem Bundesministerium für Finanzen unterstellt und für die Kontrolle des Finanzwesens in Deutschland zuständig. Die Hauptaufgabe der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz BaFin, ist die Aufsicht über Banken, Wertpapierhandel und Versicherungen in Deutschland. Sie beschäftigt sich aber auch mit der Kontrolle der Einhaltung von Vorgaben zur Geldwäsche.
Anonyme Zahlungsmethoden wie die Kryptowährung Bitcoin können Geldwäsche im Online Casino begünstigen (Bild: Thought Catalog auf Unsplash).
Kritik an der Bekämpfung von Geldwäsche im Online Casino in Deutschland
Die deutsche Regierung selbst stuft in ihrem Risikobericht zur Geldwäsche das Glücksspiel und Online Glücksspiel in die höchste Risikokategorie ein.
Bei den vielen Maßnahmen und Einrichtungen sollte man also meinen, dass bei der Bekämpfung hart vorgegangen wird, doch das Gegenteil ist der Fall. Denn wo sich niemand als zuständig sieht, kann auch niemand Maßnahmen ergreifen. Die deutschen Behörden sind vor allem darin tätig, sich die Verantwortung gegenseitig zuzuschieben, sodass ein Kompetenzvakuum beim Online Glücksspiel entsteht.
Der Bundesrechnungshof hat etwa im Jahr 2020 festgestellt, dass die Geldwäsche im Nicht-Finanz-Sektor, also abseits von Banken und Geldinstituten, in Deutschland nicht nennenswert bekämpft wird. Die EU Kommission hat Deutschland im Februar 2021 aufgefordert, seinen Verpflichtungen bei der Bekämpfung von Geldwäsche nachzukommen.
Das Bundesfinanzministerium schätzt, dass Geldwäscher jährlich rund 100 Milliarden Euro nach Deutschland schleusen. Inzwischen kommen weitere Schätzungen auf einen doppelt so hohen Wert, was rund fünf Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung im Jahr entspräche.
Mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag hoffen die Bundesländer vor allem auf Steuereinnahmen. Bei Kontrolle und Bekämpfung von Geldwäsche verliert sich die Spur aber zwischen den Ländern und der BaFin. Schon der Fall des Zahlungsdienstleisters Wirecard hat gezeigt, dass beide Seiten gleichzeitig wegschauen können.
Während Banken sich nicht an Zahlungen zu illegalen Glücksspielangeboten beteiligen dürfen, sieht sich die BaFin nicht für die Unterbindung derartiger Zahlungen zuständig. Die Glücksspielaufsicht solle bestimmen, welche Anbieter legal seien.
Ein weiteres Problem ist die Zwischenschaltung von Zahlungsdienstleistern. Nutzt ein Geldwäscher mehrere Zahlungsmittel und e-Wallets in Folge, lassen sich Geldströme oft nur bis zum Dienstleister verfolgen und nicht weiter bis zum Online Casino.
Auch die Organisation „Mafia Nein Danke“ kam in einem Gutachten aus dem Jahr 2021 zu dem Schluss, dass der Glücksspielstaatsvertrag 2021 den hohen Geldwäscherisiken des Online Glücksspiels nicht gerecht werde. Vorkehrungen zur Bekämpfung seien nicht vorhanden und die Legalisierung allein könne die Zahlungsströme illegaler Anbieter nicht verhindern oder unterbinden.
https://correctiv.org/aktuelles/korruption/2021/06/09/geldwaesche-online-gluecksspiel-bafin/
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