Top 10 von Schach bis Go: Was ist das schwerste Spiel der Welt?
- 👍 68
- 😃 65
- 😍 87
- 😮 163
Das schwerste Spiel der Welt stellt für Spieler eine Herausforderung dar. Doch worin besteht eigentlich die Schwierigkeit: in einem komplexen Regelwerk, in der Tiefe der möglichen Spielzüge, oder darin, dass sich der jeweils beste Spielzug gar nicht erst berechnen lässt? Wir haben bekannte und unbekannte Brett- und Kartenspiele betrachtet und stellen die Top 10 der schwersten Spiele der Welt vor.
Top 10: Die schwersten Spiele der Welt
Wann ist ein Spiel eigentlich schwer? Viele Spieler setzen in diesem Zusammenhang schwer mit aufwändig oder kompliziert gleich: Das schwerste Spiel hat für sie ein kompliziertes Regelwerk und/oder erfordert einen hohen Aufwand in der Durchführung. Demnach wäre Monopoly beispielsweise schwerer als Uno, da es ein höheres Regelverständnis und einen größeren Zeitaufwand erfordert.
Aber auch bei vergleichsweise einfachen Regeln kann ein Spiel als schwer gelten, wenn man ein hohes Spielniveau als Ideal ausgibt. Schach beispielsweise hat ein einfaches Spielprinzip und Ziel, Schachmeister dürfen sich aber nur wenige nennen. Schwer zu spielen und zu meistern kann sich also auch aus einer hohen Komplexität ergeben. Eine Schachpartie ist bereits nach wenigen Zügen komplexer als zu Beginn, da die Anzahl der möglichen Spielzüge exponentiell ansteigt.
Die Herausforderung für menschliche Spieler besteht häufig darin, mehrere Züge oder Runden in die Zukunft zu planen, um den jeweils besten Zug zu ermitteln. Hier spricht man auch von der Tiefe oder der Rechentiefe, wenn eine Berechnung des besten Zuges möglich ist.
Beim Schach lässt sich der Spielstand stets mit einem Blick auf das Spielbrett ablesen und die beiden Kontrahenten haben alle Informationen, um ihre Entscheidung zu treffen. Die Berechnung des jeweils besten Zuges erschwert sich automatisch, wenn nicht alle Informationen vorhanden sind, etwa über die Handkarten eines Gegners, und wenn davon ausgegangen werden muss, dass die Spielweise des Gegners nicht unbedingt dem Optimum entspricht. Das ist beispielsweise beim Poker der Fall.
Je besser sich der mögliche Erfolg oder Nutzen eines Spielzuges vorhersehen oder berechnen lässt, desto besser kann ein Computergegner oder Künstliche Intelligenz ein Spiel spielen. Die mögliche hohe Spielstärke oder gar Unbesiegbarkeit solch eines Gegners ist aber nicht unbedingt alleiniges Kriterium für ein sehr schweres Spiel. Unsere folgende Liste enthält auch Gesellschaftsspiele, bei denen die Möglichkeiten zur Berechnung an ihre Grenzen stoßen.
1. Magic: The Gathering
Magic: The Gathering ist ein beliebtes Sammelkartenspiel von Wizards of the Coast, das im Jahr 1993 erschienen ist. Seitdem begeistert das Kartenspiel mehr als 35 Millionen Spieler weltweit. Warum ist das Spiel so schwer? Die Regeln sind vergleichsweise einfach: Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Zauberern und versuchen, dem Gegner mit Kreaturen und Magie Lebenspunkte abzuziehen. Inzwischen sind mehr als 20.000 unterschiedliche Spielkarten verfügbar.
Die Komplexität des Spiels ergibt sich aber nicht aus dieser großen Vielfalt. Ein perfekter Spielzug oder eine optimale Spielweise lässt sich nicht berechnen. Zu diesem Schluss kamen drei Forscher, die Partien zwischen zwei Spielern mit einem Standard-Satz von jeweils 60 Karten simulierten.
Ihre Arbeit nennt Magic: The Gathering das in der Berechnung komplexestes Spiel unter echten Bedingungen, das der Fachwelt bekannt ist. In der Simulation der Forscher ließ sich eine optimale Strategie nicht berechnen, ebenso wenig die Konsequenzen von vergangenen Spielzügen. Selbst für eine vorgegebene Spielsituation ließ sich nicht bestimmen, welches der beste Weg zum Sieg ist.
View this post on Instagram
2. Go
Das Spiel Go stammt aus dem antiken China und ist mehr als 2.500 Jahre alt. Zwei Spieler versuchen, mit schwarzen und weißen Spielsteinen auf einem Spielfeld mit Linien Raum abzugrenzen. Die Spieler bekommen Punkte für gewonnene Fläche und gefangene Spielsteine des Gegners.
Das Spielfeld ist mit 19 mal 19 Linien größer als ein Schachbrett, und da die Spielsteine erst nach und nach gesetzt werden, gibt es weitaus mehr mögliche Spielzüge beziehungsweise Spielsituationen als beim Schach. Gleichzeitig bestimmen vier einfache Grundregeln das Spiel. Ein Spiel dauert in der Regel rund 150 Züge, und es gibt mehr 10⁷⁰ mögliche Konstellationen, mehr als Atome im Universum vorhanden sind.wie oft wiederholt wird.
Beim Spiel Go gibt es nicht unbedingt einen einzigen optimalen Spielzug pro Situation, da die Spieler unterschiedliche Gesamtstrategien verfolgen können. Dazu zählen beispielsweise der frühe Raumgewinn, das Agieren an mehreren getrennten Orten auf dem Spielfeld, oder die Behinderung des Gegners. Es entstehen mehrere Fronten auf dem Brett und vermeintlich aussichtslose lokale Situationen können sich im weiteren Verlauf ins Gegenteil verkehren.
Das stellt eine Herausforderung für die Künstliche Intelligenz dar. Durch maschinelles Lernen kann eine Software aber unzählige Partien gegen sich selbst spielen und daraus lernen. Dadurch ist es der Software AlphaGo gelungen, den weltbesten Spieler zu schlagen.
3. Schach
Schach gilt als sehr komplexes Spiel. Für die meisten Gelegenheitsspieler stellt es eine Herausforderung dar, mehr als einen Spielzug vorausschauend zu denken und eine Partie in der Tiefe zu analysieren. Es gibt aber in jeder Spielsituationen einen optimalen Spielzug, der sich berechnen lässt, was die Spielstärke von Schach-Software oder Künstlicher Intelligenz begründet.
Die Komplexität als eines der schwersten Spiele der Welt lässt sich beziffern. Es gibt rund 1.024 mögliche Brettsituationen und rund 10.120 mögliche Abläufe für eine Partie. In der Praxis zerfällt das Spiel aber in Teile, denn es gibt die Eröffnung, das Hauptspiel und das Endspiel.
Einige Spielzüge, etwa das Bewegen der Bauern oder die Rochade, lassen sich nicht zurücknehmen. Die Anzahl der möglichen Stellungen nimmt im Spielverlauf rapide ab und sind für das praktische Spiel nicht weiter relevant, wodurch die Berechnung (noch) einfacher wird.
4. Advanced Squad Leader
Advanced Squad Leader ist ein Strategiespiel für zwei Spieler und simuliert den Gefechts-Konflikt im Zweiten Weltkrieg. Das Spiel erschien 1985 zum ersten mal bei Avalon Hill und gehört heute dem Hersteller Hasbro.
Advanced Squad Leader besteht aus einem detaillierten und komplexen Regelwerk und zahlreichen Spielerweiterungen für neue Inhalte oder historischen Kontext. Zwischen diesen Erweiterungen bestehen komplizierte Zusammenhänge und viele davon führen zusätzliche Regeln ein.
Je nach Spielszenario verfolgen die Spieler unterschiedliche Ziele und müssen beispielsweise eigene Truppen in Sicherheit bringen, gegnerische Truppen ausschalten oder Gebäude und Gebiete besetzen. Eine Partie oder eine sogenannte Kampagne kann mehrere Tage in Anspruch nehmen.
5. The Campaign for North Africa
Der vollständige Name dieses Brettspiels lautet „The Campaign for North Africa – The Desert War 1940–43“. Das Strategiespiel aus dem Jahr 1978 von SPI simuliert die gesamte Nordafrika-Kampagne aus dem Zweiten Weltkrieg. Die komplexen Dimensionen des Spiels stellen Spieler vor Herausforderungen: Allein das Spielbrett ist drei Meter lang und Schätzungen zufolge dauerte eine Partie in ihrer gesamten Länge 1.500 Stunden. Wer zweimal monatlich jeweils drei Stunden spielt, beendet eine einzige Kampagne in 20 Jahren.
Das Spiel ist für acht bis zehn Spieler ausgelegt, erfahrene Spieler geben jedoch an, dass fünf Personen pro Seite ideal sind. Jeder Spieler erfüllt dabei in den eigenen Reihen eine bestimmte Aufgabe. Ein Großteil des Spiels besteht aus logistischen Aufgaben. Je nach Wertung wird die Komplexität von The Campaign for North Africa als 4,75 von 5 oder 10 von 10 angegeben.
6. A World At War
Auch bei diesem Strategiespiel aus dem Jahr 2003 bildet der Zweite Weltkrieg die Grundlage und stellt Schauplatz und historischen Rahmen dar. A World At War ist für bis zu acht Spieler ausgelegt und eine Partie kann mehr als 30 Stunden dauern.
Die Spieler müssen bei A World At War nicht nur Truppen und Kriegsgerät an zahlreichen Schauplätzen zum Einsatz bringen, sondern auch in der Politik, Diplomatie und Forschung tätig werden. Das Spiel gehört zu einer Familie an Kriegsspielen, die sich teilweise auch zusammenführen lassen.
7. Star Fleet Battles
Star Fleet Battles ist ein taktisches Brettspiel, das den Krieg zwischen Schlachtschiffen im Weltraum nachstellt. Das Original aus dem Jahr 1979 basiert auf dem Star Trek Universum. Bis zu sechs Spieler treten gegeneinander an und eine Partie dauert rund drei Stunden. Die Spieler können einzeln oder als Teams agieren und ein einziges Raumschiff oder eine ganze Armada kontrollieren.
Die Komplexität des Spiels Star Fleet Battles ergibt sich aus mehreren Faktoren. Die Spieler führen ihre Spielzüge nicht nacheinander aus. Stattdessen berücksichtigt die Spielmechanik, dass Bewegungen und Angriffe zeitgleich passieren können. Weiterhin muss jeder Spieler den Energieverbrauch der einzelnen Schiffe für Angriff und Bewegung aufteilen und taktisch haushalten. Vielfältige Parameter beschreiben die einzelnen Schiffe und die individuelle Ausstattung erlaubt zahlreiche Taktiken und Strategien für unterschiedliche Situationen.
Dazu kommen Umgebungsvariablen wie Asteroiden und Planeten mit Atmosphäre sowie Zivilisten-Einheiten. In jeder Situation kann ein Spieler aus nahezu unendlichen Möglichkeiten wählen. Neben kürzeren Scharmützeln können die Spieler auch Szenarios und ganze Kampagnen spielen.
8. Magic Realm
Magic Realm ist ein Fantasy Brettspiel das Elemente von Kriegsspiel, Rollenspiel und Strategiespiel vereint. Ausgelegt für bis zu 16 Teilnehmer kann eine Partie über viele Stunden andauern. Das Spiel wurde erstmalig 1979 von Avalon Hill veröffentlicht und später überarbeitet. Seit 1998 ist es nicht mehr erhältlich, jedoch haben Fans das Regelwerk erweitert und überarbeitet und die Elemente des Spiels sind online verfügbar zum Ausdrucken und selbst Basteln.
Magic Realm bietet eine vollständige Fantasy Welt, welche die Spieler erkunden. Dabei nehmen sie eine Rolle ein, etwa Magier, Krieger oder Zwerg. Jede Partie ist einzigartig und die Spieler definieren selbst, wann ihre Spielfigur siegreich ist. Wer zuerst die festgelegten Bedingungen erreicht, gewinnt das Spiel. Allein die Vorbereitungszeit für Magic Realm nimmt mindestens eine halbe Stunde in Anspruch.
Die hohe Komplexität von 9 von 10 beziehungsweise 4,55 von 5 Punkten entsteht durch das umfangreiche Regelwerk, das oft Auslegung erfordert. Jede Partie schreitet nur langsam voran. Die Überarbeitung der Regeln durch Fans klärt viele Situationen, lässt die Komplexität aber nur bedingt abnehmen.
9. Bridge und Doppelkopf
Bridge ist ein weit verbreitetes und beliebtes Kartenspiel für genau vier Spieler. Für viele besteht der Reiz des komplexen Spiels darin, dass auch erfahrene Profis immer wieder Spieltechniken und Situationen begegnen können die sie vor neue Probleme und Herausforderungen stellen. Auch ein Meisterspieler hat längst nicht alle Konstellationen durchgespielt.
Bridge wird mit einem Blatt von 52 Karten gespielt. Die vier Spieler bilden zwei Paare, wobei sich die Partner gegenübersitzen. Eine Spielrunde teilt sich in Reizen und Spiel. Beim Reizen bewerten die Spieler die eigenen Handkarten, kündigen die Anzahl der Stiche an und bestimmen eine Trumpf-Farbe.
Doppelkopf enthält Züge von Bridge und Skat und ist ebenfalls für vier Spieler ausgelegt mit Variationen für drei bis sieben Teilnehmer. Zur Herausforderung beziehungsweise Komplexität des Doppelkopf-Spiels gehört, dass sich die Partner erst im Verlauf der Partie „finden“ oder „erkennen“. Gleichzeitig ist die gute Kooperation wesentlich für den Erfolg. Solo-Spiele sind aber ebenfalls möglich.
10. Kreml und Junta
Kreml ist ein Spiel, das 1986 im Schweizer Verlag Fata Morgana erschienen ist. Die Spieler nehmen Einfluss auf Spielfiguren, welche unterschiedliche Posten im Politbüro der Sowjetunion besetzen. Spielziel ist es, Einfluss auf eine Figur zu gewinnen und diese als Staats- und Parteichef zu etablieren. Um den Erfolg der Gegenspieler zu verhindern, nehmen die Spieler Angriffe auf Gesundheit und Leben der Politbüromitglieder vor.
Das Spielprinzip von Junta ist ähnlich. Auch hier handelt es sich um ein satirisches Spiel. Die deutsche Ausgabe erschien 1986. Die Mitspieler bilden eine Junta und regieren eine fiktive Bananenrepublik. Wie auch bei Kreml dauert eine Partie hier mehrere Stunden und die Regeln sehen ausdrücklich vor, dass sich die Spieler gegenseitig betrügen. Mit anderen Worten, Schummeln ist erlaubt.
Verglichen mit etwa Advanced Squad Leader oder The Campaign for North Africa sind Kreml und Junta relativ einfach und leicht zu erlernen. Trotzdem gelten sie als schwere Spiele mit einer überdurchschnittlichen Komplexität. Das liegt unter anderem am Element des Betrugs: Wut und Enttäuschung flammen hier mindestens so schnell auf wie bei Mensch-Ärgere-Dich-Nicht. Es gilt also, die echten Emotionen der anderen einzuschätzen und in seine Spielentscheidungen einfließen zu lassen. Anders gesagt: Kreml und Junta sind wunderbare Spiele, um sich bei einem verregneten Hüttenwochenende mit Freunden oder Familie so richtig zu verkrachen.
Zusammenfassung
Eine hohe Komplexität oder ein hoher Schwierigkeitsgrad sind nicht unbedingt gleichbedeutend mit einem hohen Spaßfaktor. Der aufmerksame Leser hat es bereits gemerkt: Die schwersten Spiele der Welt müssen nicht unbedingt die beste Unterhaltung liefern. Erfolgreiche Spiele bieten trotz einfacher Prinzipien Abwechslung, Spannung und Freude.
Übrigens müssen Gesellschaftsspiele nicht immer mit Spielbrett oder Spielkarten ablaufen. Wir verraten, wo sich die besten Gesellschaftsspiele online spielen lassen!
Quellen:
https://boardgamegeek.com/
https://www.land.lu/
http://www.starfleetgames.com/
https://bridgecorner.ch/
https://luding.org/
https://www.scinexx.de/
https://gamesweplay.de/
https://arxiv.org/pdf/1904.09828.pdf
Wie finden Sie den Artikel?
- 👍 Gefällt mir68
- 😃 Unterhaltsam65
- 😍 Mega87
- 😮 Überraschend163
Comments are closed.