Können Pokerbots menschliche Poker-Profis schlagen? (Bild: Pixabay)

Was sind Pokerbots und warum sind sie wieder aktuell?

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Pokerbots machen das Spielerlebnis beim Online Poker kaputt und zocken Spieler ab. Laut Poker-Profis sind Pokerbots aber auch als solche zu erkennen, weil die Künstliche Intelligenz dahinter zu „dumm“ für das komplexe Spiel ist. Ist das Pokerspiel tatsächlich noch eine der großen Hürden für KI, und welche Fortschritte haben Pokerbots geleistet?

Inzwischen kann eine spielstarke Poker-Software sogar Profis schlagen, und eine neue Online Poker Plattform will sogar das Turniererlebnis durch Pokerbots verbessern. Wir werfen einen Blick auf Online Poker Bots und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Spiel.

Inhalt:

Was sind Pokerbots?

Ein Bot ist eine Software, welche die Stelle eines menschlichen Spielers bei einem Computerspiel oder Online Spiel einnimmt. Der Begriff Bot unterscheidet eigenständig agierende Software von einem mechanischen Roboter, der in realen Welt Aktionen ausführt. Bots nutzen Künstliche Intelligenz (KI), um Spieler-ähnliches Verhalten zu simulieren und mit entsprechender Spielstärke aufzutreten.

Bots können Teil des Spiels oder der originären Software sein, damit Spieler beispielsweise auch alleine gegen Computergegner antreten oder ein Multiplayer-Spiel auch ohne Internetverbindung spielen kann. Bots können aber auch als externe Software parallel zum Spiel laufen und damit interagieren.

Pokerbots übernehmen sämtliche Aktionen eines Spielers auf einer Online Poker Plattform. Sie können mit der Benutzeroberfläche interagieren, um an verschiedenen Spielformen teilzunehmen. Der eigentliche Spieler kann das Geschehen überwachen und eventuell eingreifen oder korrigieren.

Die Idee des autonomen Spiels ist aber, dass Pokerbots über weite Strecken selbstständig spielen und auf diese Weise dem Spieler Erfolg einbringen, etwa in der Form von Turniergewinnen und Geldgewinnen bei Cash Games.

Wie funktionieren Online Pokerbots?

Pokerbots bestehen aus einer Software, die ein Spieler nutzt, um das Online Poker Spiel zu automatisieren und seine Chancen zu verbessern. Grundsätzlich gibt es zwei Varianten:

Die Software versteht die Spielregeln verschiedener Poker Arten und der Spieler kann das Spielverhalten größtenteils beeinflussen, beispielsweise durch das Festlegen von Strategien und von zu spielenden Händen. Dies kann eventuelle Programmierarbeit erfordern, zumindest aber erweiterte Spielkenntnisse und allgemeine Poker- und Spieltheorie.

Die Software ist fix und fertig für den Gebrauch und der Spieler muss den Pokerbot nur noch startklar machen, das heißt den Zugang zu einer Online Poker Plattform zur Verfügung stellen. Diese Variante richtet sich vor allem an Spieler, die keine Fein-Einstellungen vornehmen können oder wollen und weniger Zeit investieren wollen.

Poker-Strategie besteht darin, mit der Ungewissheit über die Handkarten der Gegner umzugehen. Pokerspieler treffen dazu Entscheidungen auf der Basis von Wahrscheinlichkeiten und leiten beispielsweise Pot Odds ab. Die Spieler suchen nach Aktionen in Form von Bet oder Call mit einem hohen positiven Erfahrungswert, oder sie steigen aus der Runde aus.

Screenshot der Poker-Software PioSOLVER

Screenshot der Poker-Software PioSOLVER: Es handelt sich nicht um einen Bot, sondern um ein Tool zur Berechnung der optimalen Strategie für eine bestimmte Hand (Bild: PioSOLVER).

Pokerbots sind in einer Sache besonders gut: Sie können hervorragend die Gewinnwahrscheinlichkeit der aktuellen Hand unter Berücksichtigung aller bekannten Dinge wie etwa Gemeinschaftskarten und Anzahl der verbleibenden Spieler in der Runde berechnen. Sie unterliegen dabei keiner kognitiven Verzerrung, wie es etwa Spielern passieren kann, die falsche Rückschlüsse ziehen.

Weiterhin können Pokerbots sehr gut das Spiel auf seine wesentlichen Elemente reduzieren und gute Starthände festlegen sowie irrationale Starthände auszuschließen.

Die Komplexität der Setzrunden mit den drei Aktionen Bet, Call und Fold für alle Spieler stellt für Pokerbots allerdings eine Herausforderung dar.

Sie reagieren langfristig unangemessen auf besonderes aggressive Spieler oder Strategien wie Three Bet und Continuation Bet. Pokerbots bringen wenig Varianz in die Starthände und können damit vorhersehbar agieren. Bluffs können Bots nur schwer erkennen oder gar ausführen.

Pokerbots sind aber variantenreich und spielstark genug, um diverse Poker Varianten und Formen zu spielen und können an Cash Games oder Turnieren teilnehmen. Pokerbots haben vor allem bei Cash Games mit spiel-schwachen Spielern leichtes Spiel und können über längere Zeit hier trotz niedriger Einsätze einen Gewinn erwirtschaften.

Sind Pokerbots illegal?

Zahlreiche Spieler setzen beim Online Poker Software ein, um ihr Spiel zu verbessern. Poker Tracking Tools beispielsweise sind erlaubte Hilfsmittel, die Statistik-Daten während des Spiels auswerten können, damit die Spieler mehr Informationen haben und entsprechende Entscheidungen fällen können.

Bots an sich sind nicht illegal und kommen beispielsweise in der Forschung und Entwicklung von Künstlicher Intelligenz zum Einsatz. Bei Computerspielen gelten Hilfen wie das automatische Zielen auf Gegner als Betrug und sind verboten.

Pokerbots sind streng genommen kein Betrug, wie es etwa gefälschte Spielkarten oder Trickmischen wären. Spieler, die einen Bot einsetzen, haben aber durchaus Vorteile gegenüber anderen und Online Poker Plattformen untersagen daher den Einsatz.

Wer mit einem Pokerbot erwischt wird, muss mit Sanktionen rechnen: In der Regel konfiszieren die Betreiber Guthaben und Gewinne und sperren den Spieler und die IP-Adresse auf der Plattform oder im Pokernetzwerk.

Pokerbots auf Online Poker Plattformen

Alle namhaften und renommierten Online Poker Anbieter verbieten den Einsatz von Pokerbots auf ihrer Plattform und gehen aktiv gegen Spieler mit Bots vor. Natürlich will kein Online Poker Raum Angaben zur Präsenz von Bots auf der eigenen Plattform machen.

Die Betreiber schließen in den Geschäftsbedingungen Vorteile durch Bots aus und gegen aktiv gegen Spieler mit unerlaubten Hilfsmitteln wie Pokerbots vor. Profi-Spieler schätzen, dass auf den bekannten Online Poker Seiten vor allem an den Spieltischen mit geringen Einsätzen sich bis zu zwei Prozent der Spieler durch Bots vertreten lassen.

Die lästige Präsenz von Bots am virtuellen Spieltisch

Die Spieler, die Online Pokerbots einsetzen, haben es vor allem auf Neulinge und ahnungslose Spieler abgesehen. Das Ausnehmen von „Fischen“ an Spieltischen mit nur geringen Einsätzen ist lohnt sich für Grinder vor allem dann, wenn sie diese Arbeit durch einen Bot automatisieren können.

Pokerbots sind vor allem im Heads-Up gegen nur einen Gegner besonders gut. Sie kommen mit einer irrationalen und emotionalen Spielweise menschlicher Gegner, wie sie vor allem Anfänger an den Tag legen, besser zurecht als mit Profis, welche die Schwachstellen der Bot-Software auszunutzen verstehen.

Alle Spieler auf einer Online Poker Plattform haben aber dieselben Rechte. Micro-Stakes, Free-Rolls und selbst Poker Partien mit Spielgeld sind für Anfänger eine Möglichkeit, Poker auszuprobieren und die eigenen Fähigkeiten zu verbessern. Der Lerneffekt gegen „echte“ Gegner ist wertvoller als die Begegnung mit Pokerbots. Abgesehen von der Fairness leiden Spielerlebnis und Spielspaß.

Aber auch fortgeschrittene Spieler können durch Bots Beeinträchtigungen erleben. Der ein oder andere Profi mag Pokerbots zuverlässig erkennen und eine Chance haben, im Spiel überlegen zu sein. An Spieltischen mit höheren Einsätzen versuchen Bot-Spieler aber, mehrere Pokerbots einzuschleusen.

Diese können dann Informationen über ihre Handkarten austauschen und der Bot mit den besten Chancen auf den Pot verbleibt in der Runde. Das kommt dem Betrug der Absprache am Spieltisch gleich, was beim Online Poker ebenfalls untersagt ist.

Wie kann man Pokerbots als solche erkennen?

Die Programmierer und Hersteller von Pokerbots bauen immer mehr Funktionen in die Software ein, die menschliches Spielverhalten imitieren sollen. Trotzdem gibt es ein paar Hinweise darauf, ob ein Spieler einen Bot für sich spielen lässt:

  • Entscheidungsfindung: Trifft ein Spieler scheinbar sofortige Entscheidungen oder benötigt immer dieselbe Zeit für einen Spielzug, könnte es sich um einen Bot handeln. Einige Bots spielen daher mit Verzögerung oder lassen sich manchmal mehr Zeit. Trotzdem gibt es Situationen, in denen ein menschlicher Spieler länger für eine Entscheidung braucht und es auffällt, wenn ein Bot sofort eine Antwort liefert.
  • Fold-Verhalten: Die Spielzüge von Bots sind von menschlichen Spielern nicht immer nachzuvollziehen. Pokerbots steigen oft aus einer Runde aus, in der es sie vergleichsweise wenig gekostet hätte, beispielsweise den Flop, Turn oder River zu sehen. Bots können über-konservative Entscheidungen treffen, die menschliche Spieler nicht getroffen hätten.
  • Anpassungsfähigkeit: Pokerbots haben Schwierigkeiten, ihre Spielweise an das Verhalten der Kontrahenten am Tisch anzupassen. Ruft ein bestimmtes Setzverhalten stets dieselbe Reaktion ohne Ausnahme hervor, könnte es sich um einen Bot handeln.
  • Sitzungsdauer: Pokerbots sind unermüdlich und kümmern sich nicht um Tageszeiten. Verbleiben Spieler stundenlang am Spieltisch und spielen ohne Pausen, könnte ein Bot dahinter stecken.
  • Spieltische: Profi-Spieler spielen an mehreren Tischen gleichzeitig, sowohl bei Cash-Games als auch bei Sit & Go Turnieren. Die hohe erforderliche Konzentration hat für menschliche Spieler aber eine zeitliche Begrenzung. Pokerbots lassen auch bei zwanzig und mehr offenen Spieltischen nicht nach.
  • Chat-Nachrichten: Zugegeben reagieren auch viele menschliche Spieler nicht auf Nachrichten im Chat. Pokerbots ignorieren aber selbst die Nachrichten von Moderatoren oder Plattform-Betreibern.

Es gibt auch „verdächtiges“ Verhalten beim Online Poker, das nicht unbedingt auf einen Bot schließen lässt. Manche Spieler wollen beispielsweise nur an vollen Spieltischen spielen. Auch die Einsatzhöhe muss nichts über einen Bot aussagen, da viele Spieler hier Shortcuts nutzen.

Manche Profis nehmen direkt nach anderen Spielern am Spieltisch Platz. Dahinter muss sich kein Bot verstecken, es kann einfach bedeuten, dass sich ein entsprechender Match in der Poker Tracker Statistik ergeben hat und jemand auf einen „Wunsch-Gegner“ gestoßen ist.

Wie kann man gegen Bots im Online Poker gewinnen?

Die Schwäche von Bots besteht in ihrer Vorhersehbarkeit im Spielverhalten. Hat ein menschlicher Spieler einen Pokerbot entlarvt, helfen vor allem zwei Dinge, um den Bot maximal auszunutzen zu können: das generische Spielverhalten zu erkennen und den Bot weitestgehend zu isolieren. In einer Runde mit menschlichen Gegnern und einem Bot ist es am besten, den Pokerbot aus jedem Pot zu drängen.

  • Varianz: Eine höhere Varianz in der Spielweise kann einen Bot zum Aussteigen bewegen. Hier gibt ein Poker Tracker Aufschluss. Steigt der Bot in mehr als 60 Prozent der Fälle einer C-Bet Taktik oder River C-Bet Taktik aus, kann der Spieler aggressiv diese Taktiken spielen, das sich der Bot nicht anpasst. Dasselbe gilt für einen Fold des Bot in mindestens 70 Prozent der Fälle als Reaktion auf eine 3-Bet Taktik.
  • Big Pots: Wer die Größe des Pot gegen einen Bot maximiert, kann die Fehler des Pokerbot maximal ausnutzen.
  • Bots isolieren: Wer die statische Spielweise eines Bot kennengelernt hat, kann eine große Zahl an Händen isoliert gegen den Bot spielen und das Positionsspiel voll ausnutzen.
  • Kleinere Bluffs spielen: Ein Bluff am River ist häufig mit einem hohen Einsatz oder gar All-In verbunden, um die Stärke der eigenen Hand zu suggerieren. Bots lassen sich aber häufig mit einem kleineren Einsatz, der auf zwei hohe Einsätze folgt, verwirren.

Wie gehen Online Poker Plattformen gegen Bots vor?

Die Betreiber von Online Poker Plattformen geben verständlicherweise keinen Einblick in ihre Methoden, mit denen sie gegen Bots vorgehen. Hier sind aber ein paar allgemeine Sicherheitsmaßnahmen:

  • Spieler-Berichte: Im Fall von verdächtigen Spielweisen und Hinweisen von menschlichen Spielern stellen die Betreiber Nachforschungen an und beobachten verdächtige Spieler. Möglich ist auch eine Auswertung der Spielprotokolle.
  • Moderatoren: Große Poker Plattformen haben sogenannte Moderatoren, die das Geschehen direkt an den Spieltischen verfolgen und sich eventuell auch im Chat mit Spielern austauschen.
  • Software: Künstliche Intelligenz kann das Spielverhalten analysieren und irreguläre Fälle feststellen. Per Software lassen sich auch Spielzeiten und Verbindungsdaten erfassen und auswerten.
  • CAPTCHAs: Diese kleinen Aufgaben sind für menschliche Spiele zwar lästig, aber schnell zu lösen. Bots haben mit CAPTCHA-Technologie ein Problem und eine derartige Aufgabe kann eine Bot-Sitzung verhindern oder unterbrechen.

Die Rückkehr der Bots: Warum Pokerbots wieder aktuell sind

Mit den Pokerbots verhält es sich wie mit den Bots bei Computerspielern. Die Hersteller verbessern ihre Software regelmäßig, damit diese nicht entdeckt werden kann, und die Betreiber von Plattformen passen ihre Maßnahmen gegen Bots entsprechend an. In diesem Sinne herrscht eine Art Gleichgewicht.

In den letzten Jahren gab es aber entscheidende Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz, welche die Spielstärke der Computer-Gegner erheblich angehoben haben. Gleichzeitig will eine neue Online Poker Plattform Bots sogar zum festen Bestandteil erheben. Was gibt es also Neues, dass Pokerbots wieder aktuell sind?

Spieltheorie am Beispiel von Poker

Die sogenannte Spieltheorie beschäftigt sich mit der Entscheidungsfindung, wenn mehrere Beteiligte miteinander agieren. Das kooperativ oder konträr beziehungsweise nicht-kooperativ stattfinden.

Poker fällt in der Spieltheorie unter die nicht-kooperativen Spiele mit unvollständigen Informationen: Der Spieler kann die Starthände der Gegner nicht kennen und kann die Aktionen der Gegner nicht eindeutig interpretieren.

Die Frage nach einer optimalen Strategie ist daher schwieriger zu lösen als bei anderen Spielen wie beispielsweise Schach oder Go, bei denen alle Informationen zur Verfügung stehen und keine Unsicherheit über die Spielzüge herrscht.

Gerade No Limit Texas Hold’em Poker weist eine hohe Komplexität auf mit mehreren Setzrunden und den Aktionen Fold, Check oder Call und Bet oder Raise sowie den entsprechenden Antworten der Spieler auf die Aktionen.

Poker Spielsituation: Ein Spieler betrachtet seine Handkarten und hält zwei Asse

Poker ist ein Spiel mit unvollständigen Informationen: Die Spieler kennen die Handkarten der Gegner nicht und können deren Aktionen nur uneindeutig werten (Bild: Pixabay).

Das Pokerspiel einer Künstlichen Intelligenz abstrahiert daher das Spiel, um die Komplexität zu reduzieren. Dadurch sind schnellere Entscheidungen der KI möglich, gleichzeitig verringert sich die erforderliche Rechenleistung. Darin liegt die „Dummheit“ einfacher Pokerbots begründet: sie reduzieren das Spiel zu sehr oder können nicht mit einer großen Zahl an Gegnern umgehen.

Eine optimale Strategie maximiert den Erwartungswert eines Spielers: Sie erzielt höchste Gewinne und vermeidet Verluste durch den Ausschluss eines fehlerhaften Spiels. Im Gegensatz zu anderen Spielen wie Schach oder Go ist die Ausgangssituation beim Poker zufällig durch das Austeilen zufällig gemischter Karten.

Das Spiel hängt also von Situationen ab, weshalb der Zufall für die optimale Strategie eine Rolle spielt. Erfolgreiche Pokerspieler nutzen keine „reine“ Strategie, sondern eine gemischte Strategie. Das bedeutet, dass sie in der scheinbar selben Situation mit denselben Handkarten nicht immer dieselbe Entscheidung treffen. Man spricht auch von einer Wahrscheinlichkeitsverteilung. Auf diese Weise bleiben sie weitestgehend unvorhersehbar und entscheiden sich grundlegend von einfachen Bots.

Fortschritte der Künstlichen Intelligenz

In der Spieltheorie gibt es die Annahme, dass sich zufallsfreie Spiele mit zwei Kontrahenten grundsätzlich lösen lassen. Gelöst bedeutet, dass ein Algorithmus in jeder erdenklichen Spielsituation den optimalen Zug berechnen kann.

Das Optimum oder die optimale Strategie in der Spieltheorie kann den Ausgang eines Spiels vorhersagen, wenn beide Spieler diese Strategie anwenden. Herrscht ein Gleichgewicht, kann sich ein Spieler durch den Austausch der Strategie nicht verbessern.

Poker und vor allem No Limit Texas Hold’em Poker galten lange Zeit als unlösbar. Nach Lösungen für Schach und Go und Künstliche Intelligenz, die menschliche Spieler in diesen Spielen schlagen kann, stellte No Limit Texas Hold’em die nächste Herausforderung dar.

Libratus löst Heads-Up Texas Hold’em Poker

Erste Lösungen für Heads-Up Limit Texas Hold’em gab es bereits im Jahr 2015. Forscher an der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh in den USA entwickelten Libratus, eine KI für diese spezielle Poker Variante. Im Jahr 2017 trat Libratus in einem Turnier gegen die Poker-Profis Jason Les, Dong Kim, Daniel McAulay und Jimmy Chou an bei dem 120.000 Hände gespielt werden sollten. Die Libratus-KI war den menschlichen Gegnern vom ersten Spieltag an überlegen.

Die Big Blinds betrugen 100 US-Dollar, sodass Libratus eine Gewinnrate von 14,7 Big Blinds pro 100 gespielte Hände erreichte. Die KI erspielte insgesamt 1.766.250 US-Dollar in Spielchips. Die geringsten Verluste erlitt Dong Kim, gefolgt von MacAulay, Jimmy Chou und Jason Les auf dem letzten Platz.

  1. Dong Kim: $85.649 Verlust gegen Liberatus
  2. Daniel MacAulay: $277.657 Verlust
  3. Jimmy Chou: $522.857 Verlust
  4. Jason Les: $880.087 Verlust

Libratus brachte die Lösung und den Beweis, dass eine KI einen einen menschlichen Spieler zumindest im Zweikampf beim Limit Hold’em schlagen kann.

Pluribus löst Texas Hold’em Poker

Dann kam Pluribus im Jahr 2019. Die Forscher Noam Brown und Tuomas Sandholm entwickelten diesen Pokerbot, ebenfalls an der Carnegie Mellon Universität, in Zusammenarbeit mit der KI-Forschungseinrichtung von Meta (damals noch Facebook).

Pluribus kann No Limit Texas Hold’em gegen fünf Kontrahenten spielen und sich gegen menschliche Gegner in komplexen Mehrspieler-Situationen behaupten. Pluribus entwickelt im Spiel gegen sich selbst eine Basis-Strategie und verbessert diese in Echtzeit beim Spiel gegen menschliche Gegner.

Herausragend an Pluribus ist, dass der Bot im Gegensatz zu Libratus nicht jeden Spielzug bis zum Ende der Runde durchrechnet. Das würde auch gar nichts bringen, schließlich lassen sich die Aktionen der Kontrahenten ja nicht vorhersehen und mit einrechnen. Pluribus rechnet nur wenige Spielzüge in die Zukunft und ist damit leistungsstark, schnell, und anforderungsarm.

DeepMind benötigte für seinen Go-Bot die Rechenleistung von rund 2.000 CPUs. Libratus erforderte 100. Pluribus dagegen kommt mit zwei CPUs aus und spielt eine Pokerhand gegen sich selbst in rund 20 Sekunden durch. Das Errechnen der Grundstrategie dauerte lediglich acht Tage bei Kosten von umgerechnet lediglich 144 US-Dollar. Die Entwickler veröffentlichten den Quellcode daher nicht, da sie mögliche katastrophale Auswirkungen für Online Poker Spiele befürchteten.

Pluribus verlässt sich nicht auf reine oder optimale Strategie, sondern auf starke, hohe Wahrscheinlichkeiten. Gleichzeitig ist der Pokerbot in der Lage, sich ausreichend an die Spielweise der Kontrahenten anzupassen. Im Wettkampf mit fünf Poker-Profis konnte sich Pluribus über 10.000 gespielte Hände jeweils erfolgreich behaupten, unabhängig davon, ob die KI gegen fünf Menschen antrat oder als fünf Pokerbots gegen einen Menschen.

Pro Spielrunde gewinnt Pluribus im Schnitt 30 Milli Big Blinds. Interessant ist, dass selbst die Profis von der KI neue Spielzüge lernen konnten: Pluribus vermeidet es beispielsweise, gegen den Big Blind mit nur einem Call anzutreten („Limping“). Jason Les sah sich gegenüber der KI „hoffnungslos.“ Chris Ferguson nannte Pluribus einen „harten Gegner, der sich auf keine Hand festnageln lässt.“ Jimmy Chou gab an: „Immer wenn ich gegen den Bot spiele, schaue ich mir etwas für mein eigenes Spiel ab.“

Die M.I.T. Pokerbots Challenge

Das Massachusetts Institute of Technology in Cambridge in den USA schreibt jährlich einen Programmierwettbewerb aus. Die Studenten der teilnehmenden Teams haben jeweils einen Monat Zeit, einen Pokerbot für eine bestimmte Poker Variante zu programmieren. Der Bot muss selbstständig spielen können und die Gewinner erhalten ein Preisgeld in Höhe von mehreren zehntausend US-Dollar. Der MIT Pokerbots Wettbewerb erfährt sehr viel Aufmerksamkeit von renommierten Handels- und Technologieunternehmen.

PokerAces bringt Pokerbots mit KI und NFTs für alle

PokerAces ist der Meinung, dass vor allem zwei Dinge Spielern das Erlebnis beim Online Poker verleiden: Pokerbots und Software, welche Entscheidungen für den Spieler fällt, auf der einen Seite, und langatmige Pokerturniere auf der anderen Seite.

Turniere im Online Poker können sich aufgrund der großen Teilnehmerzahl über Stunden erstrecken. Die Spieler müssen über lange Zeit am Ball bleiben, nur um herauszufinden, ob sie es überhaupt in die Geldränge schaffen beziehungsweise schaffen können. Die sogenannte Bubble, die große Blase an Spielern, die vor den Geldrängen ausscheidet, ist lästig: Erst nach der Bubble wird es für die verbleibenden Spieler interessant.

Warum also nicht das Ganze mit Pokerbots abkürzen? PokerAces will Künstliche Intelligenz nutzen, um jedem Spieler einen persönlichen Pokerbot zu geben. Der Bot lernt die Spielweise des menschlichen Spielers und tritt mit dessen Spielstärke zum Turnier an, und zwar gegen alle anderen Bots. Innerhalb von Minuten statt von Stunden entscheidet sich so die erste Turnierphase. Niemand muss also lange warten, bis die Blase platzt.

In der anschließenden zweiten Turnierphase kann der Spieler die Stelle des Pokerbots einnehmen und persönlich antreten, oder aber den Bot weiterhin ins Rennen schicken. Ebenso steht der Pokerbot jederzeit zur Verfügung, wenn der menschliche Spieler eine kurze Pause benötigt.

PokerAces belohnt die Leistungen des Pokerbots mit einem eigenen Krypto-Token i3X. Per NFT ist der Pokerbot eindeutig zu erkennen und kann seine aktuelle Stärke und seinen aktuellen Status ausweisen. Eine Personalisierung per NFT-Eigenschaften soll ebenfalls möglich sein. Künstliche Intelligenz von außerhalb sowie jegliche Cheat-Software will PokerAces ausschließen.

Quellen:

  • https://pokerbots.org
  • https://www.nature.com/articles/d41586-019-02156-9
  • https://gluecksspiel.uni-hohenheim.de/
  • https://www.science.org/doi/10.1126/science.1259433
  • https://www.science.org/doi/10.1126/science.aay2400
  • https://biz.crast.net/former-pokerstars-and-full-tilt-executives-to-launch-nft-ai-poker-site-gamblingnews-com/
  • https://www.pokeraces.io
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Jakob Straub
Jakob Straub Casino Experte

Buchautor und Branchenexperte Jakob schreibt seit 5 Jahren für CasinoOnline.de

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