Spielkarten und ihre Farben: Kuriose Übersetzungen aus aller Welt
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Spielkarten begleiten die Menschen seit vielen Jahrhunderten und tragen dazu bei, dass Familie und Freunde beisammensitzen und einer gemeinsamen Freizeitaktivität nachgehen.
Und natürlich gehören Spielkarten auch zur Standard-Ausrüstung der Casinos auf der ganzen Welt, wo sie Tag ein Tag aus beim Poker, Blackjack, Baccarat und anderen Glücksspielen zum Einsatz kommen.
Während viele Länder je nach Spiel heute gleiche oder ähnliche Karten nutzen, gibt es auch viele landesspezifische traditionelle Blätter, die für zahlreiche einzigartige Spiele verwendet werden.
Doch selbst das „klassische Blatt“ mit den Kartenfarben Karo-Herz-Pik-Kreuz kommt in verschiedenen Ländern in unterschiedlicher Weise zum Einsatz. Interessant sind dabei auch die Bezeichnungen der vier Symbole, die zurück ins Deutsche übersetzt zum Teil überraschende und für deutsche Muttersprachler ungewöhnlich klingende Namen tragen.
Karo – Herz – Pik – Kreuz: Warum nennen wir die vier Farben so?
Die Geschichte der vier Farben des Standard-Kartenspiels mit 52 Karten, auch französisches Blatt genannt, reicht bis ins Mittelalter zurück. Die vier Farben repräsentieren dabei die vier Stände:
- Die Farbe Kreuz ist einem dreiblättrigen Kleeblatt nachempfunden und repräsentiert denn Bauernstand.
- Das Pik soll einer Lanzenspitze gleichen und damit den Adel repräsentieren.
- Das Herz gilt als Symbol der Milde und Güte und ist der Geistlichkeit gewidmet.
- Die Farbe Karo hingegen soll an einen roten Pflasterstein erinnern und damit die „gewöhnlichen Leute“, also das Bürgertum repräsentieren.
Unabhängig von den vier Kartenfarben tragen auch die 12 Bilder jeweils eine historische Bedeutung. Die je vier Könige, Damen und Buben sind dabei historischen oder legendenentsprungenen Persönlichkeiten nachempfunden. Hier eine Übersicht:
- Kreuzkönig: Alexander der Große
- Pikkönig: David, dem Alten Testament nach König von Juda und später Israel
- Herzkönig: Karl der Große
- Karokönig: Gaius Julius Caesar
- Kreuzdame: Trägt den Namen „Argine“, ein Anagramm des lateinischen Wortes für Königin (Regina). Weitgehend repräsentiert sie die Heilige Maria, Mutter Jesus‘.
- Pikdame: Pallas Athene, die griechische Göttin der Weisheit
- Herzdame: die biblische „fromme Witwe“ Judit, die das Ideal der Frömmigkeit verkörpert
- Karodame: biblische Figur Rachel, Frau des Jakob und Symbol der Schönheit.
- Kreuzbube: Lancelot, Ritter der Artussage
- Pikbube: dänischer Sagenheld Holger Danske
- Herzbube: Étienne de Vignolles, auch La Hire genannt, französischer Ritter und Soldat an der Seite von Jeanne d’Arc.
- Karobube: Hektor, Sohn des Priamos, König von Troja
Kartenfarben wortwörtlich: Was sagen andere Nationen?
Rein visuell gesehen repräsentieren die vier Farben also ein Kleeblatt, eine Lanzenspitze, ein Herz und einen Pflasterstein. Während eines Kartenspiels sind diese vier Begriffe in der deutschen Sprache jedoch nicht unbedingt praktisch.
♦️ ♠️ ♥️ ♣️ ♦️ ♠️ ♥️ ♣️
Aus diesem Grund haben sich alternative Namen für drei der vier Farben eingebürgert, die ebenso das rein visuelle widerspiegeln. So lässt sich im Kleeblatt ein Kreuz erkennen und der Ausdruck Karo beschreibt seit jeher die Form der Raute. Das deutsche Pik hingegen wurde unübersetzt von den Franzosen übernommen.
Die Schweizer wiederum sind mit zwei der vier Farbbezeichnungen nicht einverstanden. Unsere helvetischen Nachbarn erkennen im Karo nämlich eine „Ecke“ und im Pik ganz klar eine „Schaufel“. Herz und Kreuz bleiben gleich.
Doch wie sieht es in anderen Sprachen aus?
Romanische Sprachen
Französisch
Beginnen wir mit den Erfindern des heute überall auf der Welt verwendeten Standard-Blattes: den Franzosen. Abgesehen von der Bedeutung der vier Stände passen die vier Namen auch heute zur Form der Symbole:
♣️ Tréfle = Kleeblatt
♠️ Pique = Lanze
♥️ Cœur = Herz
♦️ Carreau = Kachel/Fliese
Italienisch
Auch die Italiener benennen die Kartenfarben nach ihrer visuellen Interpretation, haben aber wie die Deutschen das Pik unübersetzt aus dem Französischen übernommen. Im italienischen werden alle Symbole in der Mehrzahl genannt.
♣️ Fiori = Blumen
♠️ Picche = Piks
♥️ Cuori = Herzen
♦️ Quadri = Vierkante/Gemälde
Spanisch
Auch im Spanischen werden alle vier Farben in der Mehrzahl genannt. Die Bezeichnungen orientieren sich ebenfalls am Visuellen, unterscheiden sich dabei aber wieder in der Interpretation.
♣️ Tréboles = Kleeblatt
♠️ Espadas = Spaten (ähnlich der Schweizer „Schaufel“)
♥️ Corazones = Herzen
♦️ Diamantes = Diamanten
Germanische und skandinavische Sprachen
Englisch
Die englischen Bezeichnungen, die sowohl in Großbritannien als auch in den USA genutzt werden, stellen eine Mischung aus visuellen und aus anderen Sprachen übernommenen Namen dar. Auch im Englischen wird stets die Mehrzahl verwendet.
♣️ Clubs = Knüppel/Schläger
♠️ Spades = Spaten (siehe Spanisch)
♥️ Hearts = Herzen (hier sind sich die meisten Nationen einig)
♦️ Diamonds = Diamanten (siehe Spanisch)
Niederländisch
Unsere westlichen Nachbarn, die Niederlande, bezeichnen die vier Kartenfarben zum Teil wie die Franzosen, zum Teil wie die Deutschen. Interessant im Niederländischen ist, dass die Herkunft des Wortes für Pik (Schoppen) laut Etymologie-Wörterbüchern nicht gänzlich geklärt ist. Wir nennen daher die gängigste Theorie.
♣️ Klaveren = Kleeblätter
♠️ Schoppen = Mehrzahl des altniederländischen Wortes „Schop“, welches ein Schwert mit scharfer Spitze beschreibt.
♥️ Harten = Herzen
♦️ Ruiten = Rauten
Schwedisch und Norwegisch
Die beiden skandinavischen Nachbarn sind sich bei den Kartenfarbennamen einig. Nachfolgend die Übersetzungen in der Reihenfolge Schwedisch – Norwegisch – Deutsch:
♣️ Klöver – Kløver = Kleeblätter
♠️ Spader – Spar = Spaten
♥️ Hjärter – Hjerter = Herzen
♦️ Ruter – Ruter = Rauten
Dänisch
Das dänische ist seinen beiden skandinavischen Nachbarn sehr ähnlich, interpretiert das französische Kleeblatt jedoch ebenso wie die Deutschen als ein Kreuz.
♣️ Klør = Kreuz
♠️ Spar/Spader = Spaten
♥️ Hjerter = Herzen
♦️ Ruder = Rauten
Türkisch und Griechisch: Eine etwas andere Sicht auf die Symbole
Während in den meisten europäischen Sprachen immer wieder die gleichen Wörter in ihren jeweiligen Übersetzungen auftauchen, gibt es einige Sprachen, die zum Teil völlig aus dem Rahmen fallen.
Man sagt, „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“. So scheinbar auch die Karten-Symbole, die keineswegs in universeller Weise betrachtet und interpretiert werden.
Das türkische Wort für die Spielfarbenkarte Kreuz z.B. ist „Sinek“, was wortwörtlich übersetzt „Fliege“ (das Insekt 🪰) bedeutet. Bei den Griechen hingegen wird die Farbe Kreuz Μπαστούνια (Bastounia), ins Deutsche übersetzt „Stöcker“ genannt.
Das Pik hingegen heißt auf Türkisch Maça und bedeutet wortwörtlich Kern bzw. Stein von Früchten. Die Griechen erkennen im Pik ebenso wie die Niederländer ein Schwert und bezeichnen die Farbe als Σπαθιά (Spathia).
Beim Herz hingegen sind sich Türkei und Griechenland einig, stellen sich aber dem Rest Europas entgegen. Sowohl für die Türken als auch für die Griechen ist das Herz nämlich kein Herz, sondern ein Pokal bzw. Becher. Das türkische Wort ist „Kupa“, das griechische Κούπες (Koupes).
Beim Karo wiederum ziehen das Türkische und das Griechische mit dem Deutschen mit und schreiben ebenfalls Karo bzw. Καρό (Karo).
Chinesisch und Japanisch: Poesie vs. Einfallslosigkeit?
Das französische Blatt hat auch in asiatischen Kulturen seinen Platz. Entsprechend werden die traditionellen Karten aus Europa auch in den großen Casinos von Macau genutzt. Die Bezeichnung der vier Farben in den beiden Hauptvarianten des Chinesischen, Mandarin und Kantonesischen erinnern nur teils an die „europäische Sichtweise“
Mandarin
♣️ 梅花 – Méihuā – „Blüte der Pflaume“
♠️ 葵扇 – Kuíshàn – „Fecher einer Sonneblume“
♥️ 紅心 – Hóngxīn – „Rotes Herz”
♦️ 方块 – Fāngkuài – Rechteck
Kantonesisch
Das in Hong Kong gesprochene Kantonesisch nutzt für Kreuz, Pik und Herz dieselben Kanji, also die chinesischen Schriftzeichen. Diese werden zwar gänzlich anders ausgesprochen (Kreuz = Mui Fa, Pik = Kwai Sin, Herz = Hung Sam), tragen aber die gleiche wörtliche Bedeutung.
Lediglich das Karo ist entsprechend seiner mittelalterlichen Bedeutung aus Europa wortwörtlich ein „Pflasterstein“, geschrieben: 階磚 und ausgesprochen: Gaai Jyun.
Japanisch
Wer sich in der japanischen Sprache ein wenig auskennt, der weiß, dass die moderne Alltagssprache zu einem nicht zu vernachlässigendem Teil aus „englisch-artigen“ Wörtern besteht.
Für Lehnwörter haben die Japaner ein eigenständiges Alphabet, das sogenannte „Katakana“. Dieses kommt bei den vier Kartenfarben zum Einsatz. Grund dafür ist, dass die vier Wörter den Laut ihrer englischen Bezeichnungen nachahmen.
♣️
Die Farbe Kreuz wird im Japanischen „Kurabu“ クラブ ausgesprochen, wobei der Buchstabe „R“ im Japanischen eher wie das deutsche „L“ klingt und das „U“ generell unbetont bleibt wie das „e“ im Wort „Katze“. Mit etwas Fantasie findet sich so das englische „Clubs“.
♠️
Die Farbe Pik ist dem englischen Spades nachempfunden und wird „Supedo“ ausgesprochen und im Katakana スペード geschrieben.
♥️
Die japanische Bezeichnung für die Kartenfarbe Herz folgt demselben Muster. Die Aussprache des Symbols ist „Hato“, die Schreibweise ハート.
♦️
Beim Karo hingegen haben die Japaner den Buchstaben „M“ im englischen Diamonds eindeutig überhört, denn den M-Laut gibt es im Japanischen durchaus. Die Bemühung, den englischen Lautklang zu imitieren, ist dennoch sichtbar. Karo heißt im Japanischen „Daiya“, geschrieben ダイヤ.
Kennen Sie eine weitere Sprache, deren Kartenfarben ins Deutsche übersetzt ungewöhnlich wirken? Lassen Sie es uns mit einem Kommentar wissen!
Alternative und traditionelle Blätter im deutschsprachigen Raum
In der Tat ließen sich über die Herkunft und Vielfalt von Spielkarten ganze Doktorarbeiten verfassen. Neben dem klassischen französischen Blatt haben viele Länder nämlich auch ihre ganz eigenen traditionellen Spielkarten, auch im deutschsprachigen Raum.
Das traditionelle Deutsche Blatt, welches als Alternativ-Blatt für Skat und Doppelkopf genutzt wird, besteht aus 32 Karten und basiert auf den vier Farben Eichel (gleichwertig mit Kreuz), Blatt (grün; gleichwertig mit Pik), Herz (rot; gleichwertig mit Herz) und Schellen (gleichwertig mit Karo).
Das klassische Deutsche Blatt ist dabei dem klassischen Schweizer Blatt nicht ganz unähnlich. Dieses beruht auf den vier Farben Rosen, Schellen, Schilten und Eicheln (Reihenfolge mit aufsteigendem Wert). Das Blatt kommt vor allem bei Schweizer Nationalspiel Jassen zum Einsatz, welches heute sogar als Online-Glücksspiel gespielt werden kann.
Sowohl im klassischen deutschen als auch Schweizer Blatt gibt es zudem neben den Zahlensymbolen zwar auch Asse und Könige, aber keine Damen oder Buben. Diese werden durch „Ober“ (Dame) und „Unter“ (Bube) ersetzt.
Traditionelle Karten in Italien und Spanien
Zu den bekanntesten weiteren traditionellen Spielkarten in Europa zählen das italienische und spanische Blatt. Interessanterweise stimmen die Bezeichnungen der Kartenfarben zum Teil mit denen anderer Sprachen innerhalb des französischen Blattes überein. Die Symbole hingegen sehen gänzlich anders aus.
Entsprechend Kreuz – Pik – Herz – Karo nutzen die traditionellen Karten in Spanien und Italien die Symbole „Schläger“ (It: Bastoni, Es: Bastos) – „Schwerter“ (It: Spade, Es: Espadas) – „Pokale/Becher“ (It: Coppe, Es: Copas) – „Gelder/Gold“ (It: Denari, Es: Oros).
In beiden Ländern gibt es zahlreiche regionale Abwandlungen, die für die verschiedensten anderswo weitgehend unbekannten Kartenspiele genutzt werden.
Natürlich gibt es weltweit noch zahlreiche weitere traditionelle Spielkarten mit interessanten und ungewöhnlichen Symbolen. Welchen Spielen sind Sie auf Reisen oder durch internationale Freunde und Kontakte schon begegnet?
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