Pressing ist eine Spieltaktik im Fußball. Indem eine Mannschaft Druck auf den Gegner ausübt, versucht sie, den Ball zu erobern und das Spiel zu kontrollieren.
Das sogenannte Druckspiel ist eine Art der Verteidigung und kennt verschiedene Varianten. Wir erklären, wie das Pressing funktioniert, welche Bedeutung es für ein Match hat und welche unterschiedlichen Ausführungen des Druckspiels es gibt.
Fußball Druckspiel: Was bezeichnet Pressing?
Der Ausdruck Pressing ist die Kurzform für „Pressing Game“ im Englischen und lässt sich mit Druckspiel auf Deutsch übersetzen. Pressing ist eine Taktik, welche die Mannschaft ohne Ballbesitz ausführt und ist daher den Strategien zur Verteidigung zuzuordnen.
Die Spieler setzen den Gegner im Ballbesitz unter Druck, indem sie auf den Ball anrennen.
Auf diese Weise soll die ballführende Mannschaft wenig Zeit und Gelegenheit haben, Spielzüge aufzubauen. Das Druckspiel stört und bekämpft den Angriff des Gegners und soll ihn in bestimmte Räume zwingen, zu Fehlern verleiten und einen Ballgewinn herbeiführen.
Das Pressing kann früh und direkt nach Ballverlust erfolgen. Möglich sind aber auch räumliche Varianten, bei denen die Mannschaft das Druckspiel überwiegend in der gegnerischen Hälfte, im Mittelfeld oder in der eigenen Hälfte ausführt.
Pressing im Fußball: Eine Mannschaft führt die Taktik nach Ballverlust aus (Bild: Jannik Skorna auf Unsplash).
Mit Ausnahme des Torhüters können alle Teile einer Mannschaft am Pressing beteiligt sein. Die Strategie oder Taktik erfordert nicht nur eingespielte Zusammenarbeit der Spieler, sondern auch hohe Kondition und viel Laufbereitschaft sowie dynamisches Reaktionsvermögen.
Warum Pressing im Fußball von Bedeutung ist
Die Erfindung des Pressings wird dem russischen Trainer Victor Maslov zugeschrieben.
In den 60er Jahren stellte die Taktik eine Neuerung dar und er konnte mit seiner Mannschaft entsprechende Erfolge feiern. Trainer-Größen wie Rinus Michels, Valerij Lobanowskiy, Arrigo Sacchi, Roger Schmidt, Pep Guardiola, Marceloa Bielsa, Mauricio Pochettino, Jose Mourinho, Diego Simeone und Jürgen Klopp haben jeweils eigene Ansätze des Druckspiels entwickelt.
Das moderne Pressing bestimmt die Verteidigung nicht mehr nur als Aufgabe der Defensivspieler allein.
Die Offensivspieler beteiligen sich entsprechend der Pressing-Taktik und versuchen, den Ball zu gewinnen. Der Trainer legt dabei fest, wie hoch verteidigt wird, wie und wo Druck ausgeübt wird und ob der Ball wirklich gejagt werden soll oder ob die Mannschaft auf Fehler des Gegners lauert.
Ein Team kann aus unterschiedlichen Gründen zum Pressing übergehen, etwa wenn der Gegner ebenfalls mit der Taktik spielt, einen Pass in eine festgelegte Zone ausführt, sich eine Situation wie Rückstand oder Einwurf ergibt oder einfach der Ballverlust der Auslöser ist.
Jeder Spieler muss aber wissen, wie das Pressing ausgeführt werden soll, damit die Aufgaben wie Zahnräder ineinander greifen können.
Unterschiedliche Arten des Druckspiels
Beim Pressing im Fußball unterscheidet man drei beziehungsweise vier verschiedene Arten des Druckspiels, die so auch als Fußball Pressing Übungsformen Teil des Trainings sind, sofern ein Trainer sich für diese Taktik entscheidet.
Pressing im Fußball: Auslöser des Druckspiels kann ein Eindringen des Gegners in die eigene Pressing-Zone sein (Bild: Izuddin Helmi Adnan auf Unsplash).
Vorne spricht man von Angriffspressing, in der Mitte von Mittelfeldpressing und vor dem eigenen Tor von Abwehrpressing. Das sogenannte Gegenpressing findet unmittelbar nach Ballverlust statt und ist daher mehr durch die Situation als durch den Raum bedingt. Manche Trainer geben hierfür eine zeitliche Begrenzung an.
Offensivpressing: Druckspiel im Angriff
Die Mannschaft steht bei dieser offensiven Verteidigung tief in der Hälfte des Gegners und attackiert schon dort die Ballbesitzer energisch. Dieses Druckspiel kann etwa nach einem Abwurf des Torwarts beginnen und die vordersten Spieler üben Pressing auf den Ballempfänger aus.
Die Aufgaben der Spieler sind von der Ballposition abhängig. Die pressende Mannschaft versucht die Gegenspieler zu decken und Pässe zu verhindern oder abzufangen. Das gegnerische Direktspiel soll unterbunden werden.
Pressing im Fußball: Beim Angriffspressing steht die Mannschaft tief in der Hälfte des Gegners.
Im Angriffspressing sind Koordination und Laufbereitschaft gefragt, aber die Taktik lässt sich kaum über die gesamte Partie durchsetzen. Gefährlich wird es für das Team im Offensivpressing, wenn die Defensivspieler bis zur Mittellinie aufrücken.
Der Torwart kann sie mit einem langen Abschlag überspielen. Startet der Gegner aus der eigenen Hälfte ins Zuspiel, entsteht kein Abseits. Hier kommt es vor allem auf die Innenverteidiger an, um eine solche Situation zu verhindern.
Mittelfeldpressing: Druckspiel in der Mitte
Dieses Druckspiel findet im mittleren Drittel des Feldes statt. Die pressende Mannschaft lässt den Torwart zunächst den Ball abschlagen und den eigenen Verteidiger anspielen. Abhängig von dessen Verhalten kann der Angreifer der Pressing-Mannschaft schon den Ball lenken oder beeinflussen und versuchen, die Mitte zu schließen.
Pressing im Fußball: Beim Mittelfeldpressing ist die Pressing-Zone oberhalb und unterhalb der Mittellinie.
Sobald der Ball im Pressing-Bereich ist, sorgen die Verteidiger für Überzahl am Ball und decken die gegnerischen Spieler in der Nähe. Ziel ist es, dem Gegner im Ballbesitz keine Kontrolle über diagonale Pässe zu geben. Dadurch wird das Überschreiten der Verteidigungslinie erschwert.
Endet das Pressing erfolgreich in einem Ballbesitz im Mittelfeld, muss die Mannschaft, die das Druckspiel ausführt, sofort umschalten und das gegnerische Tor angreifen.
Defensivpressing: Druckspiel in der Verteidigung
Für das Defensivpressing in der eigenen Hälfte zieht sich die Mannschaft vor das eigene Tor zurück und steht damit sehr tief. Möglich ist eine Kette aus vier Abwehrspielern dicht vor dem eigenen Strafraum.
Das Pressing-Team lässt den Gegner herankommen, aber der Stürmer versucht in der Mitte, den Angreifer im Ballbesitz seitlich abzudrängen.
Pressing im Fußball: Beim Defensivpressing steht die Mannschaft tief in der eigenen Hälfte.
Der Vorteil beim Abwehrpressing ist, dass sich die Spieler durch den Rückzug ausruhen und abwarten können. Als Reaktion auf den gegnerischen Angriff findet eine Verschiebung zu den Seiten statt.
Gefährlich wird es, wenn die gegnerische Mannschaft auch auf engem Raum ihr Kombinationsspiel durchsetzt und mit hohem Tempo durch die Verteidigung bricht.
Die pressende Mannschaft muss reaktionsfähig und aufmerksam bleiben. Nur über das Zustellen der Räume allein wird ein Defensivpressing nicht funktionieren.
Was ist Gegenpressing?
Das Gegenpressing findet unmittelbar nach Ballverlust statt. Auslöser ist also die Spielsituation und nicht das Eindringen des Gegners in eine Pressing-Zone. Ziel ist es, einen Konter möglichst sofort zu verhindern.
Die Taktik gleicht dem Angriffspressing, da sich die Situation dafür meistens in der gegnerischen Hälfte ergibt, wenn der Angreifer den Ball verliert.
Die Mannschaft wendet jetzt hohe Energie auf, um den Ball zurückzubekommen. Der Vorteil ist, dass die gegnerische Mannschaft kaum eine Chance hat, auf Ballbesitz umzustellen und eine Angriffsstruktur aufzubauen.
Gleichzeitig steht die pressende Mannschaft bei dieser Druckspiel-Variante nicht unbedingt ideal in der Hälfte des Gegners.
Es kann daher sein, dass der Trainer eine zeitliche Vorgabe macht und eine 5- oder 6-Sekunden-Regel für Fußball Pressing angibt. Innerhalb dieser kurzen Zeitspanne übt die pressende Mannschaft höchsten Druck aus. Gelingt es nicht, in Ballbesitz zu kommen, fällt das Team in eine Defensivposition zurück und sortiert sich gegebenenfalls für ein Defensivpressing neu.
Vor allem der FC Barcelona in der Zeit unter Trainer Pep Guardiola hat das Gegenpressing und die 6-Sekunden-Regel für Fußball Pressing bekannt und populär gemacht. Inspiriert von den Erfolgen des Teams haben etliche Trainer eigene Defensiv- und Pressing-Strategien daraus entwickelt.
Pressing im Fußball
Bei allen Formen des Pressings im Fußball ist es immer Ziel, dem Gegner möglichst wenig Zeit und Raum zu bieten und so den Angriff des Ballbesitzers zu kontrollieren und auf eine Seite zu lenken. In der Nähe der Seitenlinie ist der Raum begrenzt und Fehler sind wahrscheinlicher.
Pressing im Fußball: Gelingt die Taktik, schaltet die Mannschaft um und sucht die Torchance (Bild: Emilio Garcia auf Unsplash).
Klassische Mittel des Druckspiels sind das „Doppeln“, also das Angreifen des Spielers in Ballbesitz mit zwei eigenen Spielern, die wie eine Zange zupacken. In welcher Zone Pressing auch ausgeübt wird, der Druck auf den Gegner muss stets hoch sein und Pässe in der Diagonalen verhindern. Bei Ballgewinn schaltet die Mannschaft um und sucht selbst die Torchance.
Quellen:
- https://www.dfb.de/trainer/aktiver-ue-20/artikel/pressingvarianten-so-gehts-im-training-2881/
- https://www.dfb.de/trainer/artikel/pressing-wo-und-wann-angreifen-1638/
- https://www.barcawelt.de/forum/spielweise-taktik/3723-das-pressing-das-spiel-ohne-ball
Wie finden Sie den Artikel?
- 👍 Gefällt mir158
- 😃 Unterhaltsam150
- 😍 Mega160
- 😮 Überraschend579
Comments are closed.